Eine Exkursion des „Life-Sciences“-Profils in die Hamburger Innenstadt
Am 28.10.2022 machten wir, das „Life Sciences“-Profil (SIII), uns auf den Weg in die Hafencity. Wir trafen uns vor dem Haupteingang der Elbphilharmonie im Rahmen des Geographieunterrichts mit Herrn Snoussi und dem Referenten Simon Strobelt zu einem Stadtrundgang zum Thema „Globale Disparitäten – Hamburgs Rolle im ungleichen Handel der Weltwirtschaft“. Nach einer kurzen Einführung an der Hafenkante, die Herr Strobelt nutzte, um sich einen Überblick über unseren bisherigen Kenntnisstand zu verschaffen, ging es für uns auf die Plaza der Elbphilharmonie. Bei Sonnenschein und bester Aussicht auf den Hamburger Hafen erfuhren wir dort, welche Rolle die Hansestadt in der Weltwirtschaft spielt und inwiefern sie zur Beibehaltung und Verstärkung globaler Ungleichheiten beiträgt. Die in den (nach Containerumschlag) drittgrößten Hafen Europas aus den Ländern des Globalen Südens einlaufenden Schiffe transportieren besonders unverarbeitete, billige Rohstoffe wie Kaffee, Tee, Kakao, Holz und Bodenschätze. Exportiert werden aber vor allem Fertig- und hochverarbeitete Industriewaren. Entwicklungsländer, die sich tendenziell eher südlich des Äquators befinden, sind dazu gezwungen, solche Industriewaren zu den vom Globalen Norden diktierten Preise einzukaufen. Dafür sind oftmals Kredite nötig. Weil die Preise der von den Entwicklungsländern exportierten Rohstoffe von der Nachfrage in den Industrienationen abhängig sind, stellt sich in vielen Entwicklungsländern eine negative Handelsbilanz ein. Viele Menschen hungern dort u. a., weil die Staaten die Kredite zurückzahlen müssen und deshalb nicht mehr ausreichend Geld für Ernährungssicherung zur Verfügung steht.
Ein Thema war auch das Kohlekraftwerk Moorburg, welches wir am Horizont ausmachen konnten. Die Kohle für das Kraftwerk wurde in Kolumbien abgebaut. Bei der Erschließung der kolumbianischen Kohlevorkommen kam es zu schwersten Menschenrechtsverletzungen. Tausende Menschen, insbesondere Teile der indigenen Bevölkerung Kolumbiens, wurden vertrieben und getötet, damit wir in Deutschland ausreichend Strom haben. Nur wenige Jahre nach dem Bau wurde das Kraftwerk in Hamburg aus Klimaschutzgründen stillgelegt. Von der Plaza aus sieht man ebenfalls den Teil des Hamburger Hafens, von dem aus kaputte PKW, die in Deutschland wegen einer zu schlechten Klimabilanz „aussortiert“ werden, zur Verschiffung nach Westafrika bereitstehen. In Afrika repariert man die Autos billig und verkauft sie innerhalb des Kontinents, wo sie weiterhin fahren dürfen, weil die Klimaschutzauflagen dort weniger streng sind. Die Emissionen, die wir hier einsparen, werden dann in Afrika freigesetzt. An diesem und dem vorherigen Beispiel wurde deutlich, wie inkonsequent Deutschlands Klimapolitik ist.
Später lernten wir in der Speicherstadt noch etwas über die Historie des Hamburger Hafens und den Einfluss der Kolonialzeit auf die heutigen Wirtschaftsbeziehungen. So stammt beispielsweise ein Großteil des Kupfers, welches heutzutage im Hamburger Hafen ankommt, aus ehemaligen deutschen Kolonien.
Herr Strobelt erläuterte am Schluss auch die Entwicklungstheorien, die die Ursachen der globalen Disparitäten zu erklären versuchen.
Wir danken Herrn Strobelt für den spannenden Stadtrundgang und Herrn Snoussi dafür, dass er uns die Exkursion ermöglicht hat, bei der wir unser Verständnis der Unterrichtsinhalte vertiefen und unser Wissen mit praktischen Beispielen verknüpfen konnten. Der Ausflug war eine schöne Abwechslung im momentan eher eintönigen, sehr erschöpfenden Schulalltag in der Oberstufe.
Emilia Helmke, „Life Sciences“ (SIII)