Herr Singh und Herr Bordes im Interview

Dieser Artikel wurde im Rahmen des Kurses Journalistisches Schreiben erarbeitet von: Jette Janiak und Jessie Zhang.

Liebe Leser und Leserinnen,

wir haben uns mit dem Thema „Neue Aufgaben und Funktionen am GOA“ beschäftigt. Hierbei haben wir mit Lehrern gesprochen, die dieses Schuljahr eine neue Aufgabe am GOA übernehmen. Wir haben interessante Antworten bekommen und freuen uns, diese mit euch teilen zu können.

Herr Bordes ist bereits in vielen Aufgaben am GOA tätig. Dieses Jahr übernimmt er noch eine weitere und zwar die eines Klassenlehrers. Wir haben ihn interviewt und von ersten Eindrücken erfahren.

Jessie und Jette: Hallo Herr Bordes. Sie sind erstmalig Klassenlehrer am GOA. Wollen Sie sich vielleicht einmal kurz vorstellen?

Herr Bordes: Ja, ich heiße Claas Bordes. Ich bin seit 2018 an dieser Schule und unterrichte die Fächer Deutsch und Philosophie, außerdem die Wahlkurse Journalistisches Schreiben und Mediengestalten. Ich mache an der Schule die Öffentlichkeitsarbeit, die Schul-Homepage und schulische Printveröffentlichungen.

JJ: Was sind Ihre Erwartungen und Wünsche an Ihre neue Aufgabe und Klasse?

Bordes: Meine Erwartung an die Aufgabe ist, dass es eine wahnsinnig verantwortungsvolle Aufgabe ist, die viel Einsatz erfordert, auf den ich mich aber auch freue. Ich freue mich darauf, viele junge Menschen kennenzulernen und über Jahre hinweg zum Abitur zu begleiten. Eine weitere Sache, auf die ich mich freue, ist, die Schülerinnen und Schüler, die ich jetzt in Deutsch und Religion in der 5. Klasse habe, später auch im Philosophieunterricht wiederzusehen.

Bordes_GOA_2024

Die Erfahrung habe ich jetzt gemacht, denn ich hatte, als ich Ende 2018 anfing, eine 5. Klasse in Deutsch. Die habe ich in Vertretung übernommen und die Schülerinnen und Schüler dieser Klasse von damals sind gerade in die Oberstufe gekommen und das bestätigt mich in meinem Ausblick, weil ich es total cool finde, die vor ein paar Jahren noch kleineren Kinder jetzt als junge Erwachsene kennenzulernen und so nochmal neu kennenzulernen. Darauf freue ich mich, diesen Weg begleiten zu dürfen.

JJ: Das ist eine schöne Geschichte! Wie ist denn Ihr erster Eindruck ihrer neuen Klasse?

Bordes: Total gut. Wahnsinnig viele nette, wilde, kluge, interessante Menschen.

JJ: Schön! Fühlen Sie sich als Klassenlehrer anders als ein normaler Fachlehrer?

Bordes: Als Klassenlehrer sieht man die Schülerinnen und Schüler viel öfter und lernt sie besser kennen als zum Beispiel in Philosophie mit nur zwei Stunden pro Woche. Das ist eine gute Sache!

JJ: Ja, das klingt auch gut. Und was sind Ihre eigenen Erwartungen an sich selbst, was Sie in dieser Klasse erreichen wollen?

Bordes: Ich möchte erreichen, dass meine Schülerinnen und Schüler gerne zur Schule gehen. Und ich glaube, das ist das Allerwichtigste. Und wenn ich das erreiche, dann folgt alles andere, was man sich wünschen könnte, beinahe automatisch. Wenn Schülerinnen und Schüler gerne lesen und schreiben, dann ergibt sich der Lernerfolg aus dem Einsatz, den sie dann zeigen. Also, um es kurz zu sagen, die Schülerinnen und Schüler sollen hier eine gute Zeit haben. Und dann werden sie auch erfolgreich sein.

JJ: Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben und mit uns dieses Interview geführt haben.

Bordes: Sehr gerne.

Auch Herr Singh übernimmt eine neue Aufgabe! Herr Singh ist seit dem Jahr 2019 am Gymnasium Oberalster und hat die Jahre zuvor eine zweijährige Ausbildung zum Beratungslehrer angefangen. Kurz vor den Sommerferien hatte er diese Abbildung abgeschlossen und ist nun zusammen mit Frau Freudenstein Beratungslehrkraft. Wir haben Herrn Singh über das Thema interviewt und spannende Antworten bekommen:

Jessie und Jette: Hallo Herr Singh, wollen Sie sich einmal kurz vorstellen?

Herr Singh: Genau, also ich bin Herr Singh, ich bin 36 Jahre alt und ich unterrichte seit 2019 am GOA Englisch und PGW und seit Beginn dieses Schuljahres bin ich auch Beratungslehrer zusammen mit Frau Freudenstein. Wenn man Beratungslehrer werden will, muss es an der Schule erstmal einen Bedarf geben und dann muss man ausgewählt werden für diesen Beruf und dann muss man eine zwei Jahre lange Ausbildung neben dem Beruf machen.

Singh_GOA_2024

JJ: Und haben Sie die schon gemacht, die Ausbildung?

S: Genau, die habe ich jetzt kurz vor den Sommerferien abgeschlossen und jetzt bin ich offiziell Beratungslehrer hier an der Schule.

JJ: Was ist die Aufgabe als Beratungslehrer?

S: Also als Beratungslehrer unterstützt und begleitet man alle Leute, die ein Anliegen oder ein Problem an der Schule haben. Also das können Schülerinnen und Schüler sein, die ein Problem haben, das mit Schule zu tun hat, aber auch ein Problem haben, das nichts mit Schule zu tun hat. Also zum Beispiel, wenn es Stress zu Hause gibt oder Stress mit Freundinnen und Freunden, dafür sind wir auch da. Es können aber auch Lehrerinnen und Lehrer sein, es können ganze Klassen sein, die ein Problem mit einem oder mehreren Lehrern haben. Es können Lehrer sein, die Probleme mit Klassen haben oder mit anderen Lehrern. Oder Eltern zum Beispiel auch, die sich Sorgen um ihre Kinder machen. Also alle, die irgendwie am System Schule beteiligt sind, dürfen uns ansprechen.

JJ: Und warum wollten Sie gerne diese Aufgabe übernehmen?

S: Weil ich das Gefühl habe, dass durch mein Auftreten und durch die Art und Weise, wie ich so bin, Schülerinnen und Schüler sowieso gerne zu mir kommen und ich das gerne professionell machen wollte. Also ich wollte, dass die Antworten, die ich dann gebe, mit einer Ausbildung verbunden sind.

JJ: Was haben Sie sich vorgenommen, was Sie für die Schüler leisten wollen?

S: Ich glaube, das hängt so ein bisschen mit der Natur von Beratung zusammen. Also Beratung funktioniert nicht so, dass ich überlege, was ist das Richtige und dann machen die Schüler und Schülerinnen das und dann ist das Problem weg. Sondern wir überlegen gemeinsam, was kann man jetzt machen. Wir konzentrieren uns auch auf die Sachen, die schon gut sind, damit die Probleme nicht plötzlich ganz groß werden und alles andere, was gut ist, wird ganz, ganz klein. Und wir lernen auch gemeinsam, wie man Probleme löst. Also an Problemen kann man ja auch wachsen. Also es geht so ein bisschen darum, dass ein Schüler oder eine Schülerin acht Jahre lang am GOA ist. Und wenn man sich mal überlegt, was für eine wahnsinnig lange Zeit das ist, dann ist es ganz normal, dass man innerhalb dieser acht langen Jahre irgendwann mal ein Problem hat, wo man sagt, okay, das ist jetzt gerade für mich zu viel und ich brauche jemanden, der neutral ist, der mich nicht bewertet, der nicht sagt, du bist gut oder du bist schlecht, sondern der ganz neutral ist und mit mir zusammen nach einer Lösung sucht, die für mich passt. Dafür ist Beratung auch da.

S: Darf ich noch ein, zwei Worte zur Beratung sagen?

JJ: Ja, klar.

S: Beratung findet auf Augenhöhe statt. Ich bin im Englischunterricht Lehrer, der bewertet, wie Leute Englisch sprechen. Im PGW-Unterricht bin ich Lehrer, der das Fach PGW bewertet. In der Beratung bewerte ich gar nicht. Also da trete ich nicht als jemand auf, der sagt, das ist gut oder das ist schlecht. Oder das muss besser werden oder sowas. Das gibt es da nicht. Beratung ist vertraulich. Das heißt also, was im Beratungszimmer besprochen wird, das erzähle ich nicht weiter. Die Schüler dürfen das weitererzählen. Die dürfen mit jedem reden. Ich nicht. Das heißt also, es ist nicht so, okay, das und das muss wieder funktionieren, Punkt. Sondern man guckt, wie kann man das Leben verändern. Wie kann man die eigenen Umstände verändern, damit es besser wird.

JJ: Und die letzte Frage wäre, worauf freuen Sie sich besonders, wenn Sie ein Beratungslehrer sind?

S: Ich glaube, ich mag das gerne, wenn man die Beratung beendet und das Gefühl hat, dass sich was verändert hat. Das ist ein Gefühl, das ich sehr gerne habe. Ich glaube, dass ich diese Aufgabe angenommen habe, weil die Schülerinnen und Schüler mir Vertrauen schenken. Und ich möchte mit dem Vertrauen verantwortungsbewusst umgehen. Es ist nicht so, dass ich dachte, hurra, dann bin ich Beratungslehrer. Sondern ich habe gedacht, weil ich diesen Charakter habe, eigne ich mich dafür und deswegen mache ich das jetzt. Ich nehme diese Verantwortung wahr. Das war so ein bisschen meine Motivation.

JJ: Okay das war’s auch mit dem Interview, vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben.

S: Gerne.

Herr Singh hat sich mit einer Rede auch bei den Lehrern und Lehrerinnen als neuer Beratungslehrer vorgestellt. Wir haben ein Zitat aus dieser Rede für euch:

„Ich habe die Ausbildung zur Beratungslehrkraft genutzt, weil ich mit dem Vertrauen, das die Schülerinnen und Schüler am GOA uns entgegenbringen, gut umgehen möchte.

Ich freue mich darüber, von jetzt an nicht nur Schülerinnen und Schülern, sondern Kolleginnen und Kollegen und auch Eltern mit meiner Beratung zur Seite stehen zu dürfen.

Die Werte, die (meine) Beratung leiten, werden von Ressourcenorientierung, Augenhöhe, Klarheit und Ergebnisoffenheit geprägt. Im Sinne des Leitgedankens „Orientierung stiften“ verstehe ich mich als der Ausguck auf einem Schiff, den man aufsuchen kann, wenn man neue Richtung, neue Wege oder eine neue Perspektive sucht.

Oben auf einem Ausguck ist man nicht von Bord, aber aus dem Gewimmel an Deck erstmal kurz raus. Man hat einen ruhigen Raum, den man für ein Gespräch nutzen kann. Ein Ausguck hat keine Stockwerke, ein „von oben herab“ kann es nicht geben – Wir sprechen auf Augenhöhe miteinander. Von oben hat man eine andere Sicht auf die Dinge, die das Leben an Deck bewegen. Man kann versuchen zu erkennen, was nicht funktioniert, kann aber aus der Distanz auch den Blick auf das richten, was gut ist, was schon da ist. – Wir sorgen für Klarheit und nehmen auch Ressourcen in den Blick.

Nicht zuletzt schweift der Blick in die Ferne. Man setzt das Fernglas an und schaut, wohin die Reise gehen kann und wie man dorthin gelangt. – Ergebnisoffenheit. Unser Angebot ist nur ein paar Schritte entfernt. Wir freuen uns, wenn Sie es als Möglichkeit, Herausforderungen aus einer neuen Perspektive in den Blick zu nehmen, wahrnehmen.

Nach der Beratung geht es zurück in das Gewimmel an Deck. Aber der Ausguck, der bleibt.“