Das Segeln in den Niederlanden steht bereits seit vielen Jahren fest im Programm des Profils Life Sciences, sodass es auch für uns nicht wegzudenken war. Allen 17 von uns war von Anfang an klar, dass auch wir unsere Profilfahrt so gestalten möchten. Zwar hatte uns Herr Herber die (fast) freie Wahl des Reiseziels überlassen, jedoch klangen andere Vorschläge wie eine Wanderreise nicht mal halbwegs so anlockend – und das trotz der Seekrankheit einiger Mitschüler.
Nachdem wir diese Entscheidung schnell getroffen hatten, ging es in die Planung. Nun lief diese aber nicht ganz so reibungslos, wie der Beschluss, wo wir eigentlich hinfahren möchten. Einerseits war die Anreise etwas kompliziert, andererseits musste sich unser gebuchtes Schiff zwei Mal verändern. Das erste Schiff, das wir gebucht hatten, hatte vor kurzem einen neuen Besitzer bekommen, der uns leider nicht mehr mitnehmen wollte. Das zweite Schiff musste wegen nötiger Reparaturen kurzfristig in die Werft, sodass wir erneut ein Ersatzschiff bekommen haben. Wie das Sprichwort aber besagt: alle guten Dinge sind drei. Unser Plattbodenschiff, die Ortolan, auf der wir unsere Reise verbracht haben, bot uns viel Platz und Komfort.
Immerhin waren die kleinen Anlaufschwierigkeiten ein kleiner Preis, den wir für das Segeln bezahlen mussten, denn viele von uns haben diese Profilreise als die schönste Reise ihrer Schulzeit bezeichnet.
Am Sonntag, den 03.09, trafen wir uns um 10:15 vor dem Reisezentrum des Hamburger Hauptbahnhofs. Trotz des kleinen Anfangschaos, das womöglich durch unsere Aufregung und die Vision der letzten Klassenfahrt ausgelöst wurde, kamen alle pünktlich an und das Abenteuer konnte losgehen. Nun hat uns die Deutsche Bahn die üblicherweise bekannte Reisequalität geboten, denn eine Verspätung durfte nicht fehlen. Dadurch haben wir es nicht rechtzeitig zum Bus geschafft, der uns über die Grenze in die Niederlande mitnehmen sollte. Dank Herrn Herber, der auf unser Gepäck aufgepasst hat, dürften wir aber eine Pause einlegen und die Sonne noch in Deutschland genießen. Nach diesem kleinen Fiasko ging es zügig weiter, sodass wir gegen 19 Uhr in Harlingen angelangt sind.
Nach einem kurzen Fußweg in den Hafen wurden wir sehr herzlich von den Besitzern der Ortolan begrüßt. Die Familie, der das Schiff gehört, besteht aus Rocki, Roman, deren Sohn Kwint und dem Hund Remus. Außerdem wohnte auf dem Schiff zeitweilig noch der Skipper Leon, der uns im Nachhinein alle wichtigen Dinge rund ums Segeln beigebracht hat. Nach dem Empfang durften wir auch in die Kajüten einziehen. Obwohl diese nicht die gewöhnliche Größe von unseren Zimmern hatten, waren sie ziemlich gemütlich und hatten sogar alle ein Bad!
An diesem Abend konnten wir noch ein wenig von Harlingen sehen und einen schönen Sonnenuntergang genießen. Viele sind in Restaurants essen gegangen oder haben sich bereits Souvenirs für Familie und Freunde geholt.
Am Montag, den 04.09, ging es für uns alle morgen früh in den Supermarkt, schließlich mussten wir die Vorräte für die restliche Zeit auf dem Schiff kaufen. Richtig spannend wurde es aber gegen Mittag, wo wir das erste Mal lossegeln konnten. Unser erstes Reiseziel: Terschelling. Bevor wir aber die Segel setzen konnten, gab es noch eine offizielle Begrüßung und Einführung in die Segelgrundlagen von Roman und Leon, denn keiner von uns hatte Segelerfahrung. Hier haben wir zum Beispiel gelernt, dass die Ortolan vier Segel hat: den Klüver, die Fock, das Großsegel und den Besan. Außerdem wurden uns die wichtigsten Knoten gezeigt, oder wo man am liebsten nicht stehen soll, wenn man nicht vom Schiff ins Wasser fallen möchte.
Nach dieser Einweisung durften wir auch endlich lossegeln. Bereits bei der Ausfahrt aus dem Hafen haben wir gemerkt, wie viel Spaß es eigentlich macht und wie gut es funktioniert. Den Großteil des Tages haben wir auf dem Wattenmeer verbracht, wo einige von uns sogar die Schweinswale gesehen haben. Gegen 17 Uhr sind wir in West-Terschelling angedockt, von dort aus konnten wir die Insel erkunden und das Sommerwetter genießen. Weil keiner von uns so ein schönes Sommerwetter und 25°C erwartet hat, kamen einige bereits am ersten Abend mit einem milden Sonnenbrand zurück.
Am Dienstag, den 05.09, ging die Inselerkundung für uns weiter. Roman hat geplant, uns noch einen ganzen Tag auf Terschelling zu geben, denn die Insel ist so groß, dass man an einem Nachmittag nicht alles sehen könnte. Einerseits bot sich ein Spaziergang durch die zauberhaften Gassen der Stadt an, um anschließend in einem Restaurant in der Nähe des Leuchtturmes zu essen. Andererseits war auch die Natur in Terschelling zu bewundern. Die Strände mit Sanddünen und üppigen Büschen waren ein tolles Naturbild. Viele von uns haben sich daher Fahrräder gemietet und eine Radtour quer durch die Insel gemacht, um möglichst viel besichtigen zu können. Einige haben versucht, Terschelling zu Fuß zu erkunden und noch andere haben dabei kurz den Weg verloren. Keine Sorge, sie kamen auch heil und von alleine zurück!
Am Mittwoch, den 06.09, kam auf uns ein weiterer Segeltag zu. Obwohl die Strände in Terschelling wunderschön waren, war dies eher keine Badeangelegenheit. Durch die von Pflanzen bewachsenen Dünen und das Watt, bot sich dort eher ein Spaziergang oder ein Reitausflug an. Bei einer Segelreise durfte Baden aber auch nicht fehlen! Aus diesem Grund war unser nächstes Ziel die nahgelegene Insel Vlieland. Obwohl sie deutlich kleiner war, gab es dort einen längeren Weg in die Stadt. Dafür gab es direkt am Hafen einen tollen, großen Badestrand. Die Rechnung war für alle einfach: niederländische Städte haben wir schon in Harlingen und in Terschelling gesehen, eine Bademöglichkeit im Meer bietet sich aber im September nicht oft an. So gingen wir alle gemeinsam an den Strand (wortwörtlich, denn auch der Schiffshund Remus kam mit!). Hier war eine Vielzahl von Aktivitäten angesagt. Einige durften endlich unter Herrn Herbers Aufsicht baden gehen, andere haben Volleyball gespielt oder Bücher gelesen.
Dies war sicherlich ein Nachmittag zum Entspannen, doch der Abend war ein längerer. Um Punkt Mitternacht haben wir mit einem Kuchen, Geburtstagshütchen und vielen Luftballons einen 18. Geburtstag gefeiert. Moritz, nochmal alles Gute von uns allen!
Der Donnerstag, 07.09, folgte mit vielen Highlights des ganzen Ausfluges und war ein perfekter letzter Tag. Bisher haben wir die Nächte immer in Häfen verbracht, wir wollten jedoch auch einmal draußen auf dem Meer übernachten. So machten wir uns recht früh auf den Weg, um möglichst schnell an die Stelle zu kommen, wo wir den Anker setzen wollten. Der Wind war an diesem Tag sehr vorteilhaft, denn wir mussten kaum den Motor benutzen, um weiter zu kommen, was leider der Fall an den vorherigen Tagen war. Trotz des etwas stärkeren Windes war die Wetterlage sehr angenehm, sodass wir nicht frieren mussten und später sogar an Deck übernachten konnten. Bevor es dazu kam, sind aber noch einige tolle Sachen passiert. Da wir dieses Mal nicht einfach nur von dem einen in den anderen Hafen gefahren sind, war die Route etwas komplizierter. Wir mussten dadurch mehrere Wenden fahren, um dem Seeweg auszuweichen, sodass das Segeln viel dynamischer und noch interessanter war. Nach einer scheinbaren Ewigkeit mit Kurven, Wenden, und dem Umstellen von Segeln, sind wir an einer Stelle angekommen, wo wir vom Schiff baden konnten. Dort trafen zwei Meeresströmungen aufeinander, sodass das Wasser relativ ruhig war.
Nach einer kurzen Baderunde ging es relativ schnell weiter, denn wir wollten auf eine Sandbank kommen. Ein Plattbodenschiff ist ja zum Trockenfallen perfekt geeignet. Dies ging aber nur in sehr begrenzten Zeiträumen, weil man sich hierbei immer an den Gezeiten orientieren muss. Das haben wir aber gut geschafft und schon bald kam von Roman die Ansage „Ihr dürft jetzt ins Wasser!“. Etwas verblüfft haben wir entdeckt, dass das Wasser mitten im Meer jetzt wirklich bis zu den Knien geht. Je weiter man auf die Sandbank gelaufen ist, desto flacher wurde es auch, sodass es sich so angefühlt hat, als ob man auf der Wasseroberfläche laufen würde. Hinzu kam noch der Sonnenuntergang, der für einige unvergessliche Momente gesorgt hat.
Nach einigen Volleyballrunden wurde es dunkel und wir mussten zurück aufs Schiff. Während wir auf den Moment gewartet haben, wo wir wieder von der Sandbank runter dürften, gab es noch eine Überraschung: wir haben das Meeresleuchten gesehen. Um diesen Tag einen runden Abschluss zu geben, übernachteten einige von uns auf dem Schiffsdeck.
Am Freitag, den 08.09, ging unsere Reise leider zu Ende. Morgens früh sind wir zurück nach Harlingen gefahren, wo wir alle packen und beim Aufräumen des Schiffes mithelfen mussten. Nachdem die Ortolan wieder vor Sauberkeit glänzen durfte und alle ihre Souvenirs verzweifelt in die doch etwas zu kleinen Koffer gestopft haben, kam die Zeit des Abschieds.
Etwas traurig, doch mit vielen neuen Erlebnissen und noch mehr tollen Erinnerungen, stiegen wir in den Zug nach Hamburg und beobachteten die letzten Bilder der niederländischen Landschaft.
Für uns alle war diese Reise die allerletzte, die wir in der Schule machen werden. Aus diesem Grund freuen wir uns umso mehr, dass sie so schön und denkwürdig ausgefallen ist. Dies wäre ohne Herr Herber nicht möglich gewesen, weshalb wir an dieser Stelle an Ihn einen herzlichen Dank für die Organisation und Betreuung dieser Reise ausrichten möchten!
Natalia Gostkiewicz, S3