Das alles beherrschende Thema der letzten – und sicherlich auch der kommenden – Monate ist die Flüchtlingsfrage. In alle gesellschaftlichen Bereiche strahlt es aus, natürlich auch in die Schule. Wie sieht die Auseinandersetzung damit am GOA aus? Hierzu ein paar Informationen zu ganz unterschiedlichen Aktivitäten.
Auf Initiative des Geograhie- und Musiklehrers Julian Dörpholz wurden im September Spenden gesammelt, sortiert und zur zentralen Sammelstelle in die Messehallen gefahren. Die Bereitschaft mitzuhelfen war überragend. Schon nach wenigen Tagen wurden die vielen helfenden Hände aus der Schülerschaft, besonders die Klasse 9b hat sich hier ganz stark hervorgetan, von der Spendenbereitschaft der GOA-Gemeinde überrollt. Morgens wurden die Sachen, vor allen Dingen Kleidung, Hygieneartikel und Spielsachen, abgegeben und sofort von den Schülern sortiert und in der Aula gelagert. Unterstützung gab es vom Baumarkt KWP, der mehrere Paletten Umzugskartons und weitere Verpackungsmaterialien bereitstellte. Das beeindruckende Ergebnis der zehntägigen Spendenaktion: 486 Kartons und 48 Säcke.
Bericht der AG-Teilnehmerin Isabella Feldmann:
Viele Goaner haben mitbekommen, dass seit letztem Jahr direkt gegenüber der Schule ein Flüchtlingsheim aufgebaut wurde. Hier wohnen minderjährige Jungs, die ohne ihre Eltern oder andere Verwandte ins Land gekommen sind.
So entstand die Idee der Flüchtlings-AG von Herrn Nabisade und seinem Politik-Profil Ende letzten Jahres. Mittlerweile hat also die nächste Generation die AG übernommen. Seit ein paar Monaten läuft das Projekt also bereits mit wachsendem Interesse von beiden Seiten. Grundsätzlich besteht die Idee darin, dass sich die Jungs alle zwei Wochen mit einigen Schülern vom GOA treffen und dann einen schönen Nachmittag zusammen verbringen.
Allerdings war es anfangs sehr schwer das Ganze zu organisieren und ins Rollen zu bringen. Oft wussten trotz Ankündigung, weder die Betreuer vor Ort noch die Flüchtlinge selbst von unserem Kommen. Einige kamen gerade erst aus der Schule, andere mussten noch essen oder wollten gleich weiter zum Alstertal Einkaufszentrum. Dennoch verabreden wir uns meistens vor der Flüchtlingsunterkunft und versuchen möglichst viele motivieren mitzukommen. Dann gehen wir gemeinsam zur Sporthalle oder in die Cafeteria, wo wir Gesellschaftsspiele spielen, essen oder einfach nur quatschen. Die Mission dabei ist vor allem Spaß zu haben und wenn es uns dabei noch gelingt, ihnen etwas von unserer Sprache oder Kultur zu zeigen, ist der Tag perfekt. Viele der Flüchtlinge kennen wir bereits, doch jedes Mal sind auch wieder ein paar neue Gesichter dabei. Insofern kann man sich immer auf eine Überraschung freuen. Verständigungsprobleme sind allerdings vorprogrammiert. Auch wenn einige Flüchtling die Schule besuchen, kann der große Teil außer „Hallo“ und „Danke“ nicht viel in unserer Landessprache. Einige wollen auch nur Englisch sprechen. Aber Khan zum Beispiel fährt jeden Morgen eineinhalb Stunden zur Schule und lernt dort Deutsch. Es ist wirklich beachtlich, nach nur drei Wochen Unterricht, kann er die Sprache mit am besten von allen.
Die anderen Jungs bemerken natürlich, dass wir uns freuen, wenn wir mit Khan eine richtige Unterhaltung führen können und sind oft neidisch. Doch vor allem wird uns immer wieder bewusst, wie sehr die Flüchtling ihre Heimat vermissen und am liebsten sofort zurück dahin gehen würden. Als wir einmal Montagsmaler gespielt haben, malte Saleh über die halbe Tafel den Umriss von Syrien und in arabischer Schrift „Ich liebe mein Land“ darüber.
Am Nachtmittag dann versuchen viele auf sozialen Netzwerken wie Facebook uns mit ihrem Google-Übersetzer-Deutsch mitzuteilen, dass der Tag heute schön war und sie sich gerne auch außerhalb der AG mit uns verabreden möchten. Aber es ist auch schön zu sehen, dass sich einige der Jungs gut integrieren. Momo zum Beispiel ist schon verhältnismäßig lange in Hamburg und als wir letzte Woche erfahren haben, dass er nicht beim Treffen war, weil er sich mit seiner neuen Freundin getroffen hat, waren wir alle sehr glücklich.
Informationswände im Hauptgebäude
Seit Ende September stehen im Hauptgebäude Stellwände, denen man Informationen zu den Kernfragen des Flüchtlings-Themas entnehmen kann. Prägnant, in knappen Antworten, informieren Schüler einer achten Klasse ihre Mitschüler zu den brennensten Fragen. Entstanden ist die Idee im PGW-Unterricht von Herrn Jänecke.
Wettbewerbsbeitrag des Seminar-Kurses S I von Herrn Reimers
An einem Wettbewerb der Bundeszentrale für politische Bildung nimmt dieser Kurs teil. In diesem Kontext besuchten Schüler eine IVK (Internationale Vorbereitungsklasse), waren zu Gast im Flüchtlingsheim in Ohlstedt, am zentralen Anlaufpunkt im Hauptbahnhof und haben Kontakt zu den unbegleiteten Jugendlichen, die im Petunienweg untergebracht sind, aufgenommen. Überall wurde gefilmt, sodass am Ende ein kleines Video als Wettbewerbsbeitrag entstanden ist.
Gastvortrag von zwei syrischen Flüchtlingen in verschiedenen Lerngruppen
In der Woche vor den Herbstferien waren zwei syrische Flüchtlinge, die in der Erstaufnahme-Einrichtung in Ohlstedt untergebracht sind, in Begleitung ihrer Betreuerin in der Schule zu Gast, um in sehr persönlichen und anschaulichen Darstellungen von ihren Fluchterfahrungen und ihrer momentanen Lebenssituation zu berichten. Sowohl die Schüler des Geschichtskurses SI als auch zwei neunte Klassen lauschten gebannt und zeigten sich bei dem überwiegend in Englisch gehaltenen Gespräch aufs Höchste interessiert. In den von Herrn Dörpholz organisierten Gesprächen hätte man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören können.
Eine große Aufgabe steht bevor! Höchstwahrscheinlich zwischen den Herbst- und den Weihnachtsferien, der Termin steht noch nicht ganz genau fest, wird auch das GOA eine IVK bekommen. So wie bereits an den Nachbarschulen Heinrich Heine Gymnasium und dem Gymnasium Ohlstedt werden auch wir eine Klasse in der Mittelstufe haben, in der sich dann nichtdeutsche Schüler befinden, die innerhalb eines Jahres so vorbereitet werden sollen, dass sie danach in eine normale Regelklasse integriert werden können. Für die Schüler bedeutet diese Zeit in der IVK in erster Linie ein hohes Maß an Deutschunterricht (ca. 16 – 18 Wochenstunden), aber auch in anderen Fächern sollen sie an gymnasiales Niveau herangeführt werden.
Das Engagement der Schüler-, Eltern- und Lehrerschaft in den letzten Monaten hat gezeigt, dass wir auch diese große Herausforderung guten Mutes angehen können.