Von Carolina Källner – Klasse 10c
Ein Jahr Amerika – das klingt verlockend, doch was ist das Beste: Ein Internat, eine Gastfamilie oder doch ganz privat? Die Möglichkeit einen privaten Auslandsaufenthalt zu machen, haben nicht viele. Ich hatte sie, da ich Verwandte in den USA habe. Es sind zwar nur Cousinen und Cousins 4. Grades, aber es sind Verwandte. Ich hatte sie schon einmal dort für zwei Wochen besucht und kannte daher die Schule und die Umgebung ein bisschen. Eine Gastfamilie kam für mich so nicht in Frage, da es gegenüber den Bekannten nur Nachteile hatte. Aber was wäre mit einem Internat? Ich wandte mich an eine Frau, die Internate in den USA und Kanada passend für dich auswählt und dir später auch bei der Organisation hilft. Doch die Internate waren alle sehr teuer und es schien kein passendes dabei zu sein, bis sie ein billigeres und kleineres, viel familiäreres Internat empfahl. Es schien sehr nett und ich war begeistert, aber bei genauerem Hinschauen stellte sich heraus, dass es ein ganz wichtiges Kriterium für mich nicht erfüllte, eine anspruchsvolle Schule. Zum Schluss entschied ich mich deshalb für meine Verwandten. Doch wenn man sich für so einen privaten Auslandsaufenthalt ohne die Hilfe einer Organisation entscheidet, muss man sich bewusst sein, dass es viel Zeit in Anspruch nimmt, die gesamte Organisation, also Visa, Bewerbung für die Schule, Tests… selber zu besorgen.
In den Tagen vor der Abreise war mir letzten Endes doch ein bisschen bange, ob es auch die richtige Entscheidung war, für ein Jahr zu den Verwandten zu ziehen und zusammen mit den drei Kindern der Familie, vier, elf und zwölf Jahre alt, auf eine Privatschule zu gehen.
Die Abreise war schrecklich. Alle haben geweint und es wurde mir bewusst, dass es kein Zurück mehr gab. Ich hatte jedoch Glück und das älteste Mädchen aus der Familie war während der Sommerferien hier, deswegen sind wir zu zweit geflogen und ich musste nicht allein die lange Reise antreten. Der Flug und die Einreise waren kein Problem und so bin ich pünktlich in den USA, Ohio, Columbus angekommen.
Es waren noch ein paar Tage, bis die Schule losging, in denen wir an ein Ferienhaus direkt an einem See gefahren sind. Das Haus ist eine Stunde von deren normalem Zuhause entfernt, so dass wir auch oft an Wochenenden dahin fahren, da es einfach sehr viele schöne Dinge gibt, die man dort erleben kann. Wir fahren oft mit dem Boot auf den See und hängen uns mit einem Reifen hinten ans Boot, schwimmen, fahren Kajak oder gehen in den Whirlpool.
Bevor ich von dem ersten Tag in der Schule erzähle, muss ich erst einmal das generelle System in der Schule erklären. Die Schule heißt Columbus Academy und ist eine sehr angesehene Privatschule, in die Kinder von 4 bis 18 Jahren gehen. Ab der neunten Klasse, gilt es als High School, oder Upper School, welches etwa mit der deutschen Oberstufe zu vergleichen ist. Jeder der Schüler hat seinen ganz eigenen Stundenplan, und jeder hat eine Naturwissenschaft, Mathe, Englisch, eine Fremdsprache (Chinesisch, Spanisch oder Latein), Geschichte und ein künstlerisches Fach. Ich habe im Moment Englisch, Mathe, Biologie, Weltgeschichte, Photographie und statt einer Fremdsprache Informatik. Alle diese Fächer gibt es in verschiedenen Schwierigkeitsgraden, wobei schon der einfachste in Deutschland ein erhöhtes Niveau wäre.
Mein erster Schultag war sehr aufregend, da ich weder Lehrer noch Schüler kannte. Ich hatte ein paar zwar schon früher über Facebook kontaktiert, aber richtig kennen tut man sie ja deshalb noch lange nicht. Es stellte sich heraus, dass die Lehrer alle fantastisch sind und ihren Job wirklich beherrschen. Sie bemühen sich, dass du zum Schluss wirklich alles kannst, erwarten das dann aber auch. Generell ist die Schule hier wesentlich mehr Arbeit, als das GOA, da viel mehr Arbeiten und Tests geschrieben werden und die Zahl an Präsentation so hoch ist, das ich schon jetzt aufgehört habe zu zählen. Aber das Engagement sowohl der Schüler als auch der Lehrer macht die ganze Arbeit wieder wett. Der Standard der Noten ist wesentlich höher als in Deutschland-eine 2- gilt als wirklich schlecht, gut ist erst ab einer 1.
Alle Schüler haben mich sehr herzlich und nett willkommen geheißen und mir immer Hilfe angeboten, wenn ich irgendetwas benötigen sollte. Da es weder richtige Klassen-gemeinschaften noch Pausen gibt, ist es allerdings schwerer gewesen, Freunde zu finden. Doch nach einiger Zeit habe ich eine Gruppe von Mädchen gefunden, mit denen ich mich sehr gut verstehe. Auf Grund der großen Entfernungen von einem zum anderen ist es sehr schwer sich mit Freunden zu treffen. Doch jeden zweiten Freitag spielt das American Football Team meiner Schule gegen eine andere Schule und beinahe alle Schüler kommen dahin, einfach um Freunde zu treffen und das Spiel zu genießen.
Ansonsten gibt es auch viel andere Feste zu feiern, wie der 100. Geburtstag der Schule oder ein Schulball.
Jeder, der die Chance hat, so einen Aufenthalt zu machen, sollte sie wirklich wahrnehmen. Es ist eine einzigartige, fantastische Erfahrung, die einem eine ganz neue Sicht auf viele Dinge verleiht und während der man viel über sich selbst lernt. Ich freue mich schon auf weitere 8 unvergessliche Monate im Land der wirklich unbegrenzten Möglichkeiten.