Das Recht, Veto einlegen zu dürfen, spielt in der „UN“ eine große Rolle. Die „United Nations“ (Vereinte Nationen) umfassen 193 Nationen, die seit 1949 zusammen, um es einfach auszudrücken, globale Politik machen. Einfach ist es allerdings keineswegs.
Die Beschlüsse, die diese „UN-Tagungen“ letztendlich verabschieden können werden von 5 Gründungsmitgliedern am stärksten beeinflusst. Diese sind Großbritannien, die USA, Russland, China und Frankreich, die das Veto-Recht und damit die Möglichkeit haben, jede Entscheidung noch einmal völlig auf den Kopf zu stellen. Genau das tat auch ich gestern am 13.02.2023. Wie? – Lasst es mich erklären.
Es ist Montagmorgen im Februar und meine Klasse, die 10b, sitzt in der Aula. Nach etwas Tischeräumen haben wir ein „U“, zur Bühne hin geöffnet aufgebaut, wobei direkt vor dieser noch ein einzelner Tisch steht.
Alle sitzen und schauen gespannt den Gärtner an. Also Herrn Gärtner, der als Jugendoffizier der Bundeswehr ein Planspiel mit uns durchführen möchte. Das bedeutet, dass wir alle eine Rolle zugeteilt bekommen und als diese Rolle verschiedene interaktive Szenarien erleben werden. Heute werden wir nämlich „UN“ spielen und versuchen eine Lösung für den Bürgerkrieg im Raum Syrien-Irak zum Stand 2014 zu finden. Also Zeitreise inklusive!
Erst einmal geht Herr Gärtner mit uns die Fakten zum Krieg durch. Zusätzlich zu den Rebellischen Gruppen im Volk und der Syrischen Regierung gibt es noch einen weiteren Actor: Die Terrorgruppe „IS“ (Islamischer Staat). Auch der Regierungschef Syriens selbst, Baschar al-Assad, wird heute durch einen meiner Mitschüler vertreten sein.
Nun ist es Zeit, die Rollen zu verteilen. Es gibt zwei Plätze in der Presse, die recht schnell vergeben sind und den Generalsekretär, der vom Tisch ganz vorn aus moderieren und anleiten soll. Auch diese Rolle ist vergeben und jetzt zieht der Rest aus einem Beutel eine Karte, auf der das Land steht, das sie vertreten werden. Natürlich können nicht alle „anwesend sein“.
Ich ziehe Frankreich, womit ich das eben beschriebene Veto-Recht habe. Als alleinige Vertreterin meiner Nation setzte ich mich an den Frankreich zugeteilten Platz. Nachdem alle geordnet sitzen bekommen wir Zeit, die Mappen vor uns anzuschauen. Sie enthalten jeweils Informationen zu den uns zugeteilten Nationen. Mit dem gegebenen Material sollen wir zweiminütige Reden schreiben, in denen wir uns, unsere Stellung im Staat und dessen politische Interessen vorstellen.
Jetzt sind wir voll in unseren Rollen. Ich bin der Staatschef von Frankreich im Jahr 2014, neben mir sitzt nicht mir meine Freundin, sondern der Vertreter Israels und ich darf mir keine Ausrutscher erlauben.
Die Reden und kleinen, folgenden Fragerunden sind eigentlich sehr langweilig und generell nur mit sitzen und zuhören verbunden. Wobei es einigen schon schwerfällt noch nicht zu diskutieren, bringen wir die Aktion wohl so authentisch über die Bühne, wie Politiker der 10. Klasse das nun mal können.
Danach stellt die Presse uns einige Fragen und es gibt endlich, endlich Mittagspause. Nur weil ich an der Spitze Frankreichs stehe, heißt es ja nicht, dass ich keinen Hunger bekomme.
Unsere Pause ist viel zu schnell wieder vorbei und es geht zurück an die Arbeit. Unsere Mittel, die Situation im Arabischen Raum zu ändern, bekommen wir in Form von Spielsteinen, mit Symbolen für z.B. Landtruppen, Diplomaten etc. drauf, die wir anschließend auf einer Landkarte platzieren sollen.
Schließlich wird es Zeit für die Diskussionsrunde, in der wir das Vorgehen der UN besprechen. Es kommen verschiedene Vorschläge auf, allerdings haben wir nur Zeit, einen wirklich auszuformulieren, der Frankreich nicht so gut gefallen würde. Bei der Abstimmung am Ende mache ich darum von meinem Veto-Recht Gebrauch und stimme gegen den Beschluss, wodurch wir insgesamt zu keinem Ergebnis kommen.
Endlich dürfen wir jedoch unsere Rollen ablegen und auch wieder Wörter wie „doof“ oder „Schei*e“ sagen. Ich denke, die angemessene Sprache war eine der größeren Herausforderungen.
Nun gibt uns Herr Gärtner Rückmeldung, natürlich nur positive 🙂 , und verabschiedet sich.
Damit ist unser Planspiel beendet.
Rückblickend war es arbeitsaufwendig und manchmal ein bisschen nervenaufreibend, hat aber dennoch super viel Spaß gemacht. Vielen Dank Frau Bues und Herr Gärtner!
Man bekam eine ganz andere Sicht auf ganz andere Seiten der Politik und wir mussten alle wieder lernen, dass man es nicht immer allen recht machen kann…
Sinje Friedrichs, 10b