Interview
- Wie wurden Sie Autorin und war das schon immer Ihr Traumberuf?
„Ich habe schon immer sehr gerne geschrieben. Früher aber eher Tagebuch. Ich habe meine Erlebnisse immer mehr in Geschichten gepackt und auch ausformuliert, was ich gesehen und gehört habe. Dann habe ich journalistisch für den Mannheimer Morgen gearbeitet, eine große Tageszeitung. Ich schrieb zunächst für das Ressort „Lokales“ über alltägliche Dinge wie eine griechische Hochzeit, ein Stadtteilfest und Ähnliches. Dann wechselte ich in den Feuilleton. Da war ich sogar noch Schülerin. Ich schrieb für ein geringes Zeilenhonorar über Ausstellungen, Konzerte und Theateraufführungen. Das war sehr aufregend. Und ich habe immer zwei Eintrittskarten („Presse“ ) bekommen und kam mir sehr wichtig vor 😉 Aber das Schönste war natürlich, meine Artikel gedruckt zu sehen.
Mit den Kinder- und Jugendbüchern habe ich erst angefangen, als ich schon Mutter war und zuvor als Kameraassistentin gearbeitet hatte.”
„Ich habe eher verschiedene Bücher als Vorbild, keine Einzelperson. Ich habe mich im Ton sehr von Herrndorfs „Tschick“ angesprochen gefühlt. Auch „Blackbird“ von Matthias Brandt hat mir gut gefallen. So gibt es einige Bücher, die mich inspiriert haben. Aber ich hoffe, ich habe einen ganz eigenen Ton gefunden.
Die Lebensgeschichte von J. K. Rowling hat mich natürlich auch begeistert. Sie hat als alleinerziehende Sozialhilfeempfängerin mit dem Schreiben angefangen und ist nun eine der reichsten Frauen der Welt. Das ist eine unglaubliche Geschichte.
Oder Benedict Wells, der „Hardland“ geschrieben hat. Er hat direkt nach der Schule beschlossen, Schriftsteller zu werden, ist mit 17 nach Berlin gezogen, hat sich ein Zimmer gemietet, gejobbt und geschrieben. Vier Jahre lang wurde alles abgelehnt und ihm immer wieder gesagt, er solle sich eine andere Berufung suchen. Aber er hat durchgehalten. Und jetzt ist er einer der bekanntesten deutschen Autoren.”
- Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?
„In meiner Freizeit bin ich vor allem gerne in der Natur, wandere und fahre Rad. Ansonsten tanze ich gerne Salsa. Natürlich treffe ich mich auch gerne mit Freundinnen und Freunden, gehe ins Kino oder ins Konzert und lese gern. Und ich liebe gute Gespräche.”
- Welche Themen umgreifen ihre Werke grundsätzlich und worüber schreiben Sie am liebsten?
„Ich schreibe bisher ausschließlich realistische Romane, die so stattfinden könnten, also ohne Fantasy oder Magie. Schwere Themen zu verarbeiten und dabei auch humorvoll und leicht zu schreiben, immer mit hoffnungsvollem Ende, das ist meine Richtung. Ich mag keine Enden, die einen traurig oder ohne Hoffnung zurücklassen. Ich liebe an Büchern, dass sie einen an die Hand nehmen und Lösungen oder Wege aufzeigen können. Meine Jugendbücher handeln von Alkoholmissbrauch, Rausch, Freundschaft, Liebe, Erwachsenwerden, Social Media, Magersucht, Trennung der Eltern, sexuellem Missbrauch, Depression, Angststörungen, Klimawandel, Klimaaktivismus … Das meiste klingt erstmal sehr schwer. Aber die meisten meiner Bücher sind nicht schwer. Es soll ja auch Spaß machen, sie zu lesen.”
- Welches von Ihren eigenen Büchern ist Ihr Lieblingsbuch und warum?
„Ich habe kein Lieblingsbuch. Das ist wie mit den eigenen Kindern. Man liebt sie alle, wie unterschiedlich sie auch sein mögen.”
- Was hat Sie zu Ihrem Buch „Unsere blauen Nächte” inspiriert?
„Zu „Unsere blauen Nächte“ haben mich reale Geschichten inspiriert, von denen ich gehört habe. Über Jugendliche, die mittrinken, weil sie dazugehören wollen, weil sie keine „Spaßverderber“ sein wollen, weil sie Probleme vergessen oder mal locker werden wollen. Und die nicht merken, dass der Alkohol keine Lösung ist, für keines ihrer Probleme. Im Gegenteil. Meist macht er alles nur schlimmer. So auch bei meinem Protagonist Oscar, der im Rausch etwas tut, was er nüchtern niemals tun würde und der dafür Sozialstunden aufgebrummt bekommt und sich lange als Opfer sieht. Ich kenne auch einen Jugendgerichtshelfer, der das Gespräch zwischen Oscar und Wolf gelesen und für realistisch befunden hat. Und ich habe viel zum Thema recherchiert und dabei wieder weitere Ideen für die Geschichte gefunden.”