CN: Wie schaffst Du es in einer Klasse akzeptiert zu werden oder Dich durchzusetzen? Besonders als Referendar muß das doch schwierig sein.
Rolf: Ich hab immer versucht eine ehrliche Persönlichkeit darzustellen, also mich so zu geben, wie ich sonst auch bin. Die Gefahr ist nur, daß man zu Beginn die Zügel etwas schleifen läßt und es dann den Bach runtergeht. Wenn man dann später anfängt zu schreien, kann es passieren, daß die Schüler den Lehrer nicht mehr verstehen. Da gibt es dann einen Bruch. Es ist also ungemein wichtig, schon von Beginn an auf eine gewisse Geregeltheit zu achten. Wenn sich das Bild dann im Nachhinein in die Gegenrichtung korrigiert, ist das sicherlich besser als andersrum.
CN: Bin Großteil der Schüler des GOA kommt aus gutsituierten Familien. Wirkt sich das auf den Unterricht aus?
Rolf: Was man merkt, und das ist wohl der zunehmenden Theorielosigkeit geschuldet, ist, daß das Interesse am GMK Unterricht mehr und mehr zurückgeht. Die gesellschaftlichen Probleme geraten meines Erachtens zunehmend in den Hintergrund. Diese Entwicklung ist auch an den einzelnen Jahrgängen an unserer Schule zu erkennen. Ich habe jetzt hin und wieder das Gefühl, daß so etwas wie Kleidung, angenehmes Leben, Surfen bei manchen sehr stark in den Vordergrund rückt.
CN: Was sind die Gründe für diese Entwicklung?
Rolf: Zum einen könnte es schon eine Rolle spielen, daß unsere Schule in einer gutsituierten Gegend liegt, so daß manche Probleme nicht so drängend empfunden werden oder nicht so sehbar sind, wie sie auf gesamtgesellschaftlicher Ebene vorliegen.
Beispielsweise die Arbeitslosigkeit, obwohl ich so das Gefühl habe, daß dieses Problem auch für Schüler unserer Schule an Bedeutung gewinnt. Darüber hinaus gibt es dermaßen viele Angstmöglichkeiten, Ängste entstehen, die so gravierend sind, daß man sich dann auf eine oberflächliche Ebene begibt, um sich nicht dauernd mit diesen angstbesetzten Gedanken auseinandersetzen zu müssen. Also so eine Flucht vor der Realität.