Am 19.04. hat Herr Professor Doktor Tauber das GOA besucht und für die 10. und 11. Klassen einen Vortrag über die Geschichte Litauens in Bezug auf die gegenwärtige russische Aggression in Osteuropa gehalten. Der Historiker vom Nordost-Institut konnte als Koryphäe für die Geschichte Litauens spannende Einblicke in die Geschichte des baltischen Staates geben.
Professor Tauber begann mit der Hervorhebung der Bedeutung von Machtpolitik in der europäischen Geschichte. Anhand von mehreren Karten konnten wir diese Mächteverschiebungen in Europa, vor allem in Osteuropa, sowie den Trend zur Schaffung von Nationalstaaten gut erkennen.
Danach ging Professor Tauber auf die Rolle dieser Machtpolitik im Baltikum ein. Diese im 15. Jahrhundert noch vom Großreich Litauen dominierte Region wurde bald Teil Polens und durchlitt zusammen mit Polen mehrere Teilungen. In dieser Zeit entstand der bedeutende Satz „Für eure und unsere Freiheit!“ als Symbol der Unabhängigkeitsbewegung. Besonders während der russischen Herrschaft infolge des Hitler-Stalin-Paktes war das Baltikum Brutalität ausgesetzt. So kam es, dass die Nationalsozialisten 1941 als Befreier gefeiert wurden, was sie nicht daran hinderte, den grausamen Holocaust auch im Baltikum fortzusetzen, leider sehr effektiv durch den schnellen Einmarsch.
In der jüngeren Geschichte hob der Historiker vor allem die frühe Unabhängigkeit Litauens von der Sowjetunion hervor, für die symbolisch eine Menschenkette durch das ganze Baltikum gebildet wurde. 2004 folgte die Mitgliedschaft in der EU und der Nato.
Besonders interessant war für die meisten Schüler wohl, dass die Spuren dieser Geschichte noch immer Litauen prägen, zum Beispiel in der Haltung zum Krieg in der Ukraine. Litauen ist heute in Relation zur Wirtschaftskraft der größte Unterstützer des ehemaligen Sowjetstaates. Das ist auch der Denkweise des Kremls geschuldet, der die Unabhängigkeit Litauens als einen Betriebsfehler sieht und den Staat als nahes Ausland bezeichnet. Als Beispiel für einen potenziellen Konflikt zwischen Litauen und Russland erläuterte Professor Tauber das Risiko der Suvalkija Gap.
In der anschließenden Fragerunde mit reger Beteiligung aus der Schülerschaft zeigten sich vor allem Sorgen um mögliche Aggressionen Russlands im heutigen Osteuropa. Professor Tauber beantwortete alle Fragen ausführlich und beruhigte die Schüler insofern, als dass er einen Atomkrieg für äußerst unwahrscheinlich hält. Dennoch blieb der Appell zur Unterstützung der osteuropäischen Staaten durch uns im eigenen Interesse nach dem Motto: „Für eure und unsere Freiheit!“
Ein besonderer Dank gilt Herrn Dr. Schröder für die Organisation und natürlich Herrn Professor Tauber für den informativen und anregenden Vortrag.
John Philipp Lührs, S2