Backrezepte und Experimente mit Unkraut?
Bau eines Turms aus Mehl und Öl? Die Untersuchung von Flechten und Moosen? Was für uns auf den ersten Blick wie eine Suche nach dem perfekten Backrezept und das Experimentieren an „Unkraut“ schien, waren in Wirklichkeit die Aufgabenstellungen bzw. Themen des NATEX-Wettbewerbes 2019/20. Dass wir in beiden Runden die Versuchsreihen stark unterschätzt hatten und die Themen weitaus interessanter waren als vorher angenommen, merkten wir schon relativ schnell, als wir mit dem Experimentieren anfingen.
In der ersten Runde ging es hauptsächlich darum, Mehl und Öl als Baustoff in der Konstruktion zu nutzen. Ziel war es, mit verschiedensten Mehlsorten und Ölen das ideale Verhältnis für den perfekten Baustoff zu finden. Des Weiteren sollten wir untersuchen, welchen Einfluss Wasser und/oder Hitze (im Backofen) auf den Baustoff haben und ob sie die Konsistenz des Stoffes verbessern oder ggf. sogar verschlechtern. Schließlich folgte eine Aufgabe, die Geschick und Kreativität forderte, durch eigens entwickelte Methoden die Belastbarkeit (des Baustoffes) zu testen, eine Brücke, sowie einen möglichst hohen Turm zu bauen. Nachdem wir unseren Versuchsbericht für die erste Runde eingereicht hatten und einige Monate vergangen waren, ging es vor den Märzferien 2020 auch schon in die zweite Runde.Wie es allgemein bekannt ist, war dies ungefähr der Zeitraum, als die Corona-Infektionszahlen in Deutschland leider drastisch anstiegen. Dies erschwerte die gewohnte Arbeit am NATEX-Projekt, vor allem in Gruppen, da wir überwiegend getrennt arbeiten mussten. Letztendlich war es uns aber mithilfe der „modernen Technik“ (Telefon, Videoanrufe etc.) möglich, die Ergebnisse auf die eine oder andere Weise zusammenzutragen.
Kurzgefasst untersuchten wir im zweiten Teil des NATEX-Projektes die Flechten und Moose auf ihre verschiedensten Eigenschaften (Beschreibung und Bestimmung von drei unterschiedlichen Moosen; Wasseraufnahmefähigkeit der Moose im Vergleich zu anderen Materialien; Standorte der Flechten; Artenvielfalt und Deckungsgrad mithilfe von Flechtenleitern; Flechten als Bioindikatoren). Rückblickend können wir zusammenfassen, dass sich einerseits Probleme ergeben haben. So konnten wir einige unserer Hypothesen nicht widerlegen, beispielsweise haben sich Flechten zu unserer Überraschung nicht als Bioindikatoren erwiesen und auch der in Runde 1 hergestellte Baustoff war vielmehr elastisch als fest, was u.a. in Bezug auf die Konstruktion eines Turms ein Hindernis darstellte. Andererseits können wir gerade aus diesen „Misserfolgen“ schließen, dass auch ein fehlgeschlagenes Experiment ein Ergebnis mit verwertbarer Aussagefähigkeit ist. Ebenso ist das Arbeiten an zum Teil noch unerforschten Themengebieten (außerhalb der Schule) eine wichtige, abwechslungsreiche und lehrreiche Erfahrung, die uns und Schülerinnen und Schülern allgemein nicht nur das wissenschaftliche Arbeiten näherbringt, sondern Interesse weckt, unser Geschick und unsere Selbständigkeit fordert, aber vor allem, wenn man an einer solchen Arbeit interessiert ist, auch sehr viel Spaß machen kann.
Es ist also denkbar, dass sich unsere Einstellung gegenüber dem alternativen Baustoff sowie Moosen und Flechten fundamental verändert hat. Wir haben daher gewissermaßen wissenschaftlich bewiesen, dass der Bau eines Turms aus Mehl und Öl sowie die Versuche mit Moosen und Flechten komplexer, wissenswerter und allgemein weitaus mehr sind als nur ein „Backrezept und Unkraut“.
Yeawon Kim und Winona Witten, SI