NABU verleiht dem GOA die Plakette „Fledermausfreundliches Haus“

In Deutschland kommen 25 verschiedene Fledermausarten vor, von denen 17 in der Gefährdungskategorie der Roten Liste geführt werden. In Hamburg sind nur noch 14 verschiedene Arten Fledermäuse nachgewiesen. Ihre Hauptbedrohung ist der Verlust ihres Lebensraumes und Nahrungsmangel. Damit die fliegenden Säuger Unterschlupf finden, hängen an verschiedenen Orten unserer Schule seit einiger Zeit Fledermausquartiere. Am 25.11.2020 wurde unsere Schule schließlich vom NABU (Naturschutzbund Deutschland) ausgezeichnet: Wir erhielten die Plakette „Fledermausfreundliches Haus“. Maßgeblich verantwortlich für unser Engagement für Fledermäuse ist Emma Hilgenstock aus der S1.

 

Emma, wie ist das Engagement für die Fledermäuse hier an der Schule entstanden?

Ich habe ein Praktikum bei einem naturwissenschaftlichen Forschungs- und Consultingbüro in Husum gemacht. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Deshalb habe ich mir die Frage gestellt, was man bei uns am Gymnasium Oberalster für Fledermäuse und andere Tiere tun könnte und habe dazu einen Maßnahmenplan entwickelt. Zusammen mit einer Freundin habe ich diesen unserer Umwelt AG vorgestellt und mir die Finanzierung durch die Schulleitung genehmigen lassen. Ich bin froh, dass nun alles so geklappt hat.

Wie ist die Umsetzung konkret abgelaufen?

Nachdem wir bei der Umwelt AG waren, habe ich bei der Elternvollversammlung vorgestellt, was wir vorhaben. Ich habe versucht Eltern zu gewinnen, die bei der Umsetzung helfen. Bereits an dem Abend haben sich viele Freiwillige gemeldet. Außerdem habe ich Lehrer sowie die Bienen-AG und die Garten-AG angeschrieben und habe sie zu speziell von mir organisierten Aktionstagen an zwei Wochenenden im Herbst 2019, eingeladen. Jeder brachte etwas mit, Spaten, Werkzeug, Schubkarre… Wir haben in den Arbeitsgruppen viel geschafft. Die Fledermauskästen wurden angebracht, die Vogelfutterstation gebaut, die Weißdornhecke eingepflanzt und wir haben begonnen, die Wildblumenwiese anzulegen. Zum Schluss haben wir gegrillt und waren eine tolle Gemeinschaft.

Mit der Wildblumenwiese sind wir im Herbst nicht fertiggeworden, im Frühjahr 2020 haben wir dies dann aber mit Hilfe der Bienen AG geschafft. Das war dann mitten im Lock-down und somit wirklich schwierig. Herr Pampel war bei der Umsetzung eine große Hilfe, ohne ihn hätten wir das alles nicht so geschafft.

Wie kam die Verbindung mit dem NABU zustande?

Ich war auf der Internetseite des NABU und habe mich über Fledermäuse informiert. Da habe ich gesehen, dass sie diese Fledermausgruppe haben und man eine Plakette bekommen kann. Ich dachte, es wäre schön, wenn wir uns dafür bewerben würden, da wir so viel Energie hineingesteckt hatten. Es hat sehr gut geklappt. Der NABU hat uns beraten und dabei unterstützt, weitere passende Quartiere zu finden und auch die Wildblumenwiese anzulegen. Jetzt haben wir dies alles umgesetzt und somit auch die Plakette erhalten.

Warum brauchen die Tiere diese Kästen?

Es gibt Fledermäuse, die in Bäumen wohnen, andere wohnen in Ritzen oder Spalten. Vor allem durch moderne Neubauten sind heute viele Ritzen, die Quartiere für Fledermäuse sein könnten, nicht mehr vorhanden. Es soll möglichst energiesparend gebaut werden – dadurch finden die Fledermäuse dann aber nur noch wenige Unterschlüpfe. Auch die baumbewohnenden Arten haben Schwierigkeiten. Wir wollen mit den verschiedenen Kästen vielen Fledermäusen Unterschlupf bieten. Zwei Mal haben wir mit Detektoren, die die Ultraschallrufe der Tiere wahrnehmen, geprüft, ob die Tiere unsere Kästen annehmen – und das tun sie! Wir haben auch Fledermäuse gesehen, als flatternde Schatten in der Dämmerung.

Bewohnen die Tiere die Kästen permanent?

Es gibt einige, die hier nur durchfliegen und die Kästen wie ein Hotel benutzen. Andere wohnen durchgehend in Kästen. Ich glaube, dass wir hier bisher noch keine permanenten Bewohner hatten. Theoretisch machen sie es aber auch. Im Winter wird es nur zu kalt in diesen Kästen, dafür bräuchten wir ein gedämmtes Quartier, welches die Wärme speichert. So eines haben wir noch nicht. Anbieten würde sich hier auch ein Dachboden – aber das ist natürlich schwer bei unseren Flachdächern in der Schule.

Ich habe gehört, dass du eine Fledermaus ausgewildert hast – kannst du beschreiben, was damals passiert ist?

Die beiden ehrenamtlich Aktiven des NABU, die uns bei der Umsetzung unterstützt haben, kümmern sich um Fledermäuse, die verletzt oder krank gefunden werden. Sie ziehen sie auf, damit sie wieder stark werden und ausgewildert werden können. Sie sind mit einer Box zu uns gekommen, in der eine Fledermaus war. Der eine Fledermausexperte hat sie aus der Box genommen und mir gegeben – dann konnten Herr Pampel und ich sie noch kurz anschauen und streicheln bevor sie weggeflogen ist. Da ich inzwischen einige Male beim Fang, der Bestimmung und dem Freisetzen von Fledermäusen mitgewirkt habe, hatte ich sehr viele, winzig kleine und große Fledermäuse in der Hand. Das ist wirklich eine tolle Erfahrung.

Was plant ihr für die Zukunft?

In Bezug auf die Fledermäuse wollen wir die Schüler für diese tollen Tiere sensibilisieren. Wir haben vor, nächtliche Projekttage zu veranstalten, bei denen wir unter anderem Fledermäuse fangen und bestimmen. Und wir werden auf jeden Fall unser Schulgelände weiterhin unter ökologischen Gesichtspunkten gestalten. Wir werden noch weitere Fledermauskästen anbringen und die Wiese vergrößern. Auch wollen wir auf dem Schulgelände an verschiedenen Standorten Wiesen anlegen. Wir sind jedoch nicht nur im ökologischen Bereich tätig. Auch in den Bereichen Ernährung oder Energie versuchen wir das GOA nachhaltiger zu gestalten.

Kann man bei euch mitmachen?

Ja, auf jeden Fall! Wir haben die Umwelt-AG, die aus Schülern, Eltern und Lehrern besteht. Zusätzlich gibt es die Klimaschutz AG, sie besteht nur aus Schülern. Zwei Vertreter aus der Klimaschutz-AG nehmen an den Sitzungen der Umwelt-AG teil und können dort die Pläne und Ziele der Klimaschutz-AG vorstellen. In der Klimaschutz-AG ist jeder Schüler herzlich willkommen, der Lust und Zeit hat, sich für die Natur an unserer Schule aber auch darüber hinaus zu engagieren.

Welches Engagement wünschst du dir von deinen Mitmenschen für die Fledermäuse aber auch für andere Tiere und unsere Natur?

Ich wünsche mir, dass die Menschen sensibler für die Natur werden, dass sie mehr darauf achten, was sie machen. Ich würde mich sehr freuen, wenn es weitere Menschen gibt, die sich in unserer AG engagieren wollen. Menschen sollten bewusster leben und versuchen, klima- und naturschonender zu sein. Damit kann jeder im Kleinen bei sich zu Hause anfangen. Zum Beispiel wurden in meiner Nachbarschaft von vielen Menschen eigene Blumenwiesen angelegt, Nistkästen für Insekten angebracht und vieles mehr. Wir sollten im Alltag darauf achten, mit der Natur schonender umzugehen. Und vor allem darauf achten, welche Folgen das eigene Handeln hat. Das wünsche ich mir von meinem Mitmenschen.

Weitere Informationen zum Fledermausschutz in Hamburg finden Sie beim NABU.