JJ: Und haben Sie die schon gemacht, die Ausbildung?
S: Genau, die habe ich jetzt kurz vor den Sommerferien abgeschlossen und jetzt bin ich offiziell Beratungslehrer hier an der Schule.
JJ: Was ist die Aufgabe als Beratungslehrer?
S: Also als Beratungslehrer unterstützt und begleitet man alle Leute, die ein Anliegen oder ein Problem an der Schule haben. Also das können Schülerinnen und Schüler sein, die ein Problem haben, das mit Schule zu tun hat, aber auch ein Problem haben, das nichts mit Schule zu tun hat. Also zum Beispiel, wenn es Stress zu Hause gibt oder Stress mit Freundinnen und Freunden, dafür sind wir auch da. Es können aber auch Lehrerinnen und Lehrer sein, es können ganze Klassen sein, die ein Problem mit einem oder mehreren Lehrern haben. Es können Lehrer sein, die Probleme mit Klassen haben oder mit anderen Lehrern. Oder Eltern zum Beispiel auch, die sich Sorgen um ihre Kinder machen. Also alle, die irgendwie am System Schule beteiligt sind, dürfen uns ansprechen.
JJ: Und warum wollten Sie gerne diese Aufgabe übernehmen?
S: Weil ich das Gefühl habe, dass durch mein Auftreten und durch die Art und Weise, wie ich so bin, Schülerinnen und Schüler sowieso gerne zu mir kommen und ich das gerne professionell machen wollte. Also ich wollte, dass die Antworten, die ich dann gebe, mit einer Ausbildung verbunden sind.
JJ: Was haben Sie sich vorgenommen, was Sie für die Schüler leisten wollen?
S: Ich glaube, das hängt so ein bisschen mit der Natur von Beratung zusammen. Also Beratung funktioniert nicht so, dass ich überlege, was ist das Richtige und dann machen die Schüler und Schülerinnen das und dann ist das Problem weg. Sondern wir überlegen gemeinsam, was kann man jetzt machen. Wir konzentrieren uns auch auf die Sachen, die schon gut sind, damit die Probleme nicht plötzlich ganz groß werden und alles andere, was gut ist, wird ganz, ganz klein. Und wir lernen auch gemeinsam, wie man Probleme löst. Also an Problemen kann man ja auch wachsen. Also es geht so ein bisschen darum, dass ein Schüler oder eine Schülerin acht Jahre lang am GOA ist. Und wenn man sich mal überlegt, was für eine wahnsinnig lange Zeit das ist, dann ist es ganz normal, dass man innerhalb dieser acht langen Jahre irgendwann mal ein Problem hat, wo man sagt, okay, das ist jetzt gerade für mich zu viel und ich brauche jemanden, der neutral ist, der mich nicht bewertet, der nicht sagt, du bist gut oder du bist schlecht, sondern der ganz neutral ist und mit mir zusammen nach einer Lösung sucht, die für mich passt. Dafür ist Beratung auch da.
S: Darf ich noch ein, zwei Worte zur Beratung sagen?
JJ: Ja, klar.
S: Beratung findet auf Augenhöhe statt. Ich bin im Englischunterricht Lehrer, der bewertet, wie Leute Englisch sprechen. Im PGW-Unterricht bin ich Lehrer, der das Fach PGW bewertet. In der Beratung bewerte ich gar nicht. Also da trete ich nicht als jemand auf, der sagt, das ist gut oder das ist schlecht. Oder das muss besser werden oder sowas. Das gibt es da nicht. Beratung ist vertraulich. Das heißt also, was im Beratungszimmer besprochen wird, das erzähle ich nicht weiter. Die Schüler dürfen das weitererzählen. Die dürfen mit jedem reden. Ich nicht. Das heißt also, es ist nicht so, okay, das und das muss wieder funktionieren, Punkt. Sondern man guckt, wie kann man das Leben verändern. Wie kann man die eigenen Umstände verändern, damit es besser wird.
JJ: Und die letzte Frage wäre, worauf freuen Sie sich besonders, wenn Sie ein Beratungslehrer sind?
S: Ich glaube, ich mag das gerne, wenn man die Beratung beendet und das Gefühl hat, dass sich was verändert hat. Das ist ein Gefühl, das ich sehr gerne habe. Ich glaube, dass ich diese Aufgabe angenommen habe, weil die Schülerinnen und Schüler mir Vertrauen schenken. Und ich möchte mit dem Vertrauen verantwortungsbewusst umgehen. Es ist nicht so, dass ich dachte, hurra, dann bin ich Beratungslehrer. Sondern ich habe gedacht, weil ich diesen Charakter habe, eigne ich mich dafür und deswegen mache ich das jetzt. Ich nehme diese Verantwortung wahr. Das war so ein bisschen meine Motivation.
JJ: Okay das war’s auch mit dem Interview, vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben.
S: Gerne.