“Unsere blauen Nächte” – Lesung in der Aula

Dieser Artikel wurde im Rahmen des Kurses Journalistisches Schreiben erarbeitet. Fotografiert haben Lian Richter, Lennart Francke und Herr Bordes.

„Unsere blauen Nächte – Wir trinken, bis die Welt erwacht“, aber was bedeutet das eigentlich? Dass es wohl um Alkohol geht, kann man sich ja irgendwie denken. Und dann? Was hat das mit einem sechzehnjährigen Jungen zu tun? Und wieso erinnert er sich plötzlich nur noch teilweise an seine Geburtstagsparty?
Erstmal von Anfang an: „Unsere blauen Nächte – Wir trinken, bis die Welt erwacht“ ist ein deutscher Jugendroman, welcher 2023 erschien und 240 Seiten umfasst. Verfasst wurde er von Annette Mierswa und es geht um Oscar. Oscar ist der oben genannte sechzehnjährige Junge und die Hauptfigur. In dem Roman geht es um seine Geschichte.

An seinem 16. Geburtstag fängt er mit dem Trinken von Alkohol an und im Laufe der Geschichte konsumiert er immer mehr. Oscar beginnt, Alkohol als eine Art Trostmittel zu benutzen, da er sich verloren fühlt und unzufrieden mit seinem Leben ist. Er verbringt lange Nächte mit seinen Freunden und die Erinnerung daran verschwimmt zusehends.
Die Geschichte erzählt von den Hürden und Herausforderungen, denen Oscar sich stellen muss, nachdem er merkt, wie der Alkohol ihn immer tiefer in Krisen stürzt.
In diesem Roman werden die Themen Alkoholkonsum und Flucht vor Problemen, aber auch Freundschaften und Selbstfindung intensiv behandelt.

Johanna Kirsch, 9. Klasse

„Unsere blauen Nächte – wir trinken, bis die Welt erwacht“ – Rezension

„Unsere blauen Nächte – wir trinken, bis die Welt erwacht“ – Rezension

Das Buch ist abgeschlossen, die letzte Seite gelesen und ein ganz eigenes Bild des Romans entstanden. Wie oben erläutert, befasst sich die Geschichte von Annette Mierswa mit den Themen Selbstfindung, Freundschaft und vor allem: Alkohol!

Leider verfallen immer mehr Jugendliche, darunter Freund*innen und Mitschüler*innen der Alltagsdroge und sind sich dem Problem nicht einmal bewusst. Alkohol entspannt, macht locker und lässt einen Abend gleich zu einem besseren werden, oder nicht?

Mag wohl sein – bis man, wie Oscar, mit dröhnendem Kopf, brüllenden Eltern und klingelnder Polizei an der Tür aufwacht und sich an nichts erinnern kann. Alkohol und andere Suchtmittel werden immer häufiger zu Problemen, doch Betroffene wollen meist nicht zuhören, da man ihnen nur mit Vorwürfen begegnet.

Dieses Buch jedoch stellt keine verurteilenden Regeln auf, sondern spricht mit einem und fängt einen ganz ohne strenge Vorurteile in das Thema ein. Besonders in unserem Alter ist es schwer, eine gute Aufklärung zu ermöglichen und das erhoffte Verständnis zu erlangen. Das finde ich, hat die Autorin Annette Mierswa in ihrem Buch hervorragend umgesetzt.

Die Geschichte wird aus der Sicht eines Jugendlichen dargestellt, welcher gerade 16 geworden ist. Somit wird zu uns aus unserer eigenen Perspektive gesprochen. Das hat mir beim Lesen und Verstehen sehr geholfen, da ich besser nachvollziehen konnte, wie sich der Protagonist in verschiedenen Situationen tatsächlich fühlt.

Zu Anfang des Romans wird das Trinken noch nicht als negativ dargestellt. Die Jugendlichen haben Spaß, feiern fröhlich und genießen ihren schönen Abend. Doch je weiter das Buch voranschreitet, desto düsterer werden die Auswirkungen des Alkohols und es ist kein einfaches Wochenendvergnügen mehr, sondern eine krankhafte Sucht, welcher nur mit spezieller Hilfe begegnet werden kann.

Durch die moderne Sprache und die oben dargestellte Nähe zur Zielgruppe des Buches lässt sich der Roman leicht verstehen und man beginnt, eigene Verhaltensweisen zu überdenken. Auch andere Themenbereiche wie Freundschaft oder soziales Umfeld werden einem klarer und regen zum Nachdenken an.

Meiner Meinung nach ist der Roman sehr gelungen und ich kann jedem/r Jugendlichen nur empfehlen, ihn zu lesen. Er zeigt wahre, andere Seiten des Alkohols, ohne einen direkt als „schuldig“ dastehen zu lassen, weil man sich einmal mit seinen Freund*innen etwas genehmigen wollte. Ich kann dieses Buch nur jedem/r ans Herz legen, besonders wenn der erste Kontakt mit Alkohol in Reichweite scheint oder er vielleicht sogar schon einen gewissen Platz im Leben eingenommen hat.

Nele Rothschädl, 9. Klasse

Annette Mierswa — Hinter den Kulissen

Liebe Leserinnen und Leser,

kennen Sie möglicherweise das Buch „Lola auf der Erbse” oder „Instagirl” oder „Wir sind die Flut”? Diese Bücher haben nämlich alle eine Gemeinsamkeit: Es sind Werke von Annette Mierswa.

Wir hatten das Vergnügen, sie zu einer Vorlesung an unser Schule begrüßen zu dürfen! Sie las uns einige Szenen aus ihrem Buch „Unsere blauen Nächte – Wir trinken bis die Welt erwacht” aus dem Jahr 2023 vor.

Wir beschäftigten uns im Kurs Journalistisches Schreiben vorab mit Annette Mierswa. Dabei wurden wir neugierig, ob Annette Mierswa als Mensch genauso interessant ist wie ihre Bücher. Dazu recherchierten wir in einer kleinen Gruppe zu Annette Mierswa und nahmen per E-Mail Kontakt mit ihr auf, um ihr ein paar Fragen zu stellen.

Und kurz vorab zur Beantwortung der Frage: Ja, sie ist definitiv ein spannender und kreativer Mensch!

Doch um herauszufinden, wie spannend sie ist, nehmt euch kurz ein paar Minuten Zeit und lest den nächsten Artikel. Viel Spaß!

Julie Küffer und Mila Aydin, 9. Klasse

Zur Autorin

„Lola auf der Erbse“, „Samsons Reise“ und „Instagirl“ – dies sind nur ein paar Bücher der Kinder- und Jungendbuchautorin Annette Mierswa. Doch wie sieht das Leben der preisgekrönten Autorin hinter der Welt voller Worte aus?  Schon in ihrer Schulzeit begann sie sich in verschiedensten Bereichen zu engagieren. Von Greenpeace über zahlreiche Erfolge in der Theater- und Filmwelt bis hin zur Autorin hat Annette schon vieles in ihrem Leben erreicht.

Begonnen hatte alles in Mannheim, wo sie am 30. Oktober 1969 geboren wurde. Zunächst widmete sie sich in ihrem Leben dem Theater und Filmen, dies begann schon in der Schule, wo sie in der Schultheaterwoche nicht nur Jurymitglied, sondern auch Mitorganisatorin war. 1989 war sie sogar Schauspielerin in dem Stück „Memmingen, ein Theaterstück“, welches im Mannheimer Nationaltheater aufgeführt wurde.

Zwei Jahre später trieb es sie in Richtung Norden, um in Hildesheim ein Studium im Bereich „angewandte Kulturwissenschaften“ zu absolvieren. Bereits schnell musste sie feststellen, dass ihr die Berufswahl schwerfiel, doch eins war sicher: Mit ihrem Beruf musste sie ein bisschen die Welt retten können.

Daraufhin entstand der Traum, für die Umwelt- und Tierschutz Organisation Greenpeace von einem Schlauchboot aus Walfänger auf der Elbe Hamburgs zu filmen. Diese Idee führte sie zu ihrem jetzigen Wohnort – der Hansestadt Hamburg. Eine spätere Ausbildung im therapeutischen Lesen und Schreiben brachte sie zu ihrem endgültigen Beruf – Autorin. Während der Ausbildung hatte sie viel mit den Problemen von Kindern und Jugendlichen zu tun und diese Geschichten legen bis heute den Grundstein ihrer Bücher.

Schon nach ihrem ersten Kinderbuch „Lola auf der Erbse“ war klar: Die lange Berufssuche hatte sich ausgezahlt, denn das Buch wurde zum großen Erfolg und sogar verfilmt. Nun kann sie sich über Erfolge wie den Jugendliteraturpreis „Eselsohr“ oder den „Goldenen Spatz“ und noch viele mehr freuen.

Ihre Bücher gehen sehr tief und werden auch im Unterricht verschiedener Schulen erörtert, weshalb es zu ihren Jugendbüchern auch Unterrichtsmaterialien von den einzelnen Verlagen gibt.

Noch heute ist sie sehr engagiert und Teil der „Elbautoren“, „Bücherfrauen“, „Writers for Future“ und Leiterin des „Young writers clubs“. Sie hat zwei Kinder und ist glücklich verheiratet.

Interview

  • Wie wurden Sie Autorin und war das schon immer Ihr Traumberuf?

„Ich habe schon immer sehr gerne geschrieben. Früher aber eher Tagebuch. Ich habe meine Erlebnisse immer mehr in Geschichten gepackt und auch ausformuliert, was ich gesehen und gehört habe. Dann habe ich journalistisch für den Mannheimer Morgen gearbeitet, eine große Tageszeitung. Ich schrieb zunächst für das Ressort „Lokales“ über alltägliche Dinge wie eine griechische Hochzeit, ein Stadtteilfest und Ähnliches. Dann wechselte ich in den Feuilleton. Da war ich sogar noch Schülerin. Ich schrieb für ein geringes Zeilenhonorar über Ausstellungen, Konzerte und Theateraufführungen. Das war sehr aufregend. Und ich habe immer zwei Eintrittskarten („Presse“ ) bekommen und kam mir sehr wichtig vor 😉 Aber das Schönste war natürlich, meine Artikel gedruckt zu sehen.

Mit den Kinder- und Jugendbüchern habe ich erst angefangen, als ich schon Mutter war und zuvor als Kameraassistentin gearbeitet hatte.”

  • Haben Sie ein Vorbild?

„Ich habe eher verschiedene Bücher als Vorbild, keine Einzelperson. Ich habe mich im Ton sehr von Herrndorfs „Tschick“ angesprochen gefühlt. Auch „Blackbird“ von Matthias Brandt hat mir gut gefallen. So gibt es einige Bücher, die mich inspiriert haben. Aber ich hoffe, ich habe einen ganz eigenen Ton gefunden.

Die Lebensgeschichte von J. K. Rowling hat mich natürlich auch begeistert. Sie hat als alleinerziehende Sozialhilfeempfängerin mit dem Schreiben angefangen und ist nun eine der reichsten Frauen der Welt. Das ist eine unglaubliche Geschichte.

Oder Benedict Wells, der „Hardland“ geschrieben hat. Er hat direkt nach der Schule beschlossen, Schriftsteller zu werden, ist mit 17 nach Berlin gezogen, hat sich ein Zimmer gemietet, gejobbt und geschrieben. Vier Jahre lang wurde alles abgelehnt und ihm immer wieder gesagt, er solle sich eine andere Berufung suchen. Aber er hat durchgehalten. Und jetzt ist er einer der bekanntesten deutschen Autoren.”

  • Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?

„In meiner Freizeit bin ich vor allem gerne in der Natur, wandere und fahre Rad. Ansonsten tanze ich gerne Salsa. Natürlich treffe ich mich auch gerne mit Freundinnen und Freunden, gehe ins Kino oder ins Konzert und lese gern. Und ich liebe gute Gespräche.”

  • Welche Themen umgreifen ihre Werke grundsätzlich und worüber schreiben Sie am liebsten?

„Ich schreibe bisher ausschließlich realistische Romane, die so stattfinden könnten, also ohne Fantasy oder Magie. Schwere Themen zu verarbeiten und dabei auch humorvoll und leicht zu schreiben, immer mit hoffnungsvollem Ende, das ist meine Richtung. Ich mag keine Enden, die einen traurig oder ohne Hoffnung zurücklassen. Ich liebe an Büchern, dass sie einen an die Hand nehmen und Lösungen oder Wege aufzeigen können. Meine Jugendbücher handeln von Alkoholmissbrauch, Rausch, Freundschaft, Liebe, Erwachsenwerden, Social Media, Magersucht, Trennung der Eltern, sexuellem Missbrauch, Depression, Angststörungen, Klimawandel, Klimaaktivismus … Das meiste klingt erstmal sehr schwer. Aber die meisten meiner Bücher sind nicht schwer. Es soll ja auch Spaß machen, sie zu lesen.”

  • Welches von Ihren eigenen Büchern ist Ihr Lieblingsbuch und warum?

„Ich habe kein Lieblingsbuch. Das ist wie mit den eigenen Kindern. Man liebt sie alle, wie unterschiedlich sie auch sein mögen.”

  • Was hat Sie zu Ihrem Buch „Unsere blauen Nächte” inspiriert?

„Zu „Unsere blauen Nächte“ haben mich reale Geschichten inspiriert, von denen ich gehört habe. Über Jugendliche, die mittrinken, weil sie dazugehören wollen, weil sie keine „Spaßverderber“ sein wollen, weil sie Probleme vergessen  oder mal locker werden wollen. Und die nicht merken, dass der Alkohol keine Lösung ist, für keines ihrer Probleme. Im Gegenteil. Meist macht er alles nur schlimmer. So auch bei meinem Protagonist Oscar, der im Rausch etwas tut, was er nüchtern niemals tun würde und der dafür Sozialstunden aufgebrummt bekommt und sich lange als Opfer sieht. Ich kenne auch einen Jugendgerichtshelfer, der das Gespräch zwischen Oscar und Wolf gelesen und für realistisch befunden hat. Und ich habe viel zum Thema recherchiert und dabei wieder weitere Ideen für die Geschichte gefunden.”