Wie fühlt es sich an, die Geschicke der Welt zu lenken? Das haben wir, die Klasse 10a, in einem Planspiel erfahren, das uns von Bundesjugendoffizieren gezeigt wurde. Dabei haben wir den UN-Sicherheitsrat nachgestellt, das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen, das für die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit zuständig ist.
Unser Thema war die Krise in Syrien im Jahr 2014, als die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) große Teile des Landes eroberte und ein Kalifat ausrief. Wir haben uns in Gruppen aufgeteilt und jeweils ein Land vertreten, das Mitglied des Sicherheitsrates war. Dazu gehörten die fünf ständigen Mitglieder (China, Frankreich, Russland, Großbritannien und USA) und zehn nichtständige Mitglieder, die für zwei Jahre gewählt werden.
Um uns auf unsere Rolle vorzubereiten, haben wir im Unterricht uns mit dem Arabischen Frühling, den United Nations, dem internationalen Terrorismus und mit den geopolitischen Interessen in der Region beschäftigt. Außerdem haben wir uns mit den Regeln und dem Ablauf einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats vertraut gemacht. Die Bundeswehrangehörigen haben uns dabei unterstützt und uns wertvolle Tipps gegeben.
Am Tag des Planspiels haben wir uns in der Aula getroffen, wo ein Raum wie der Sitzungssaal des Sicherheitsrates eingerichtet war. Jede Gruppe hatte einen Tisch mit einer Flagge und einem Namensschild. Wir haben uns wie echte Diplomaten gekleidet und uns mit unseren Mitschülern gesiezt. Die Sitzung wurde von einem Präsidenten geleitet, der von uns gewählt wurde. Er hat die Tagesordnung vorgestellt und die Rednerliste geführt.
Zunächst haben wir eine Lagebesprechung gemacht, in der jede Gruppe die Position ihres Landes zu dem Konflikt in Syrien dargelegt hat. Dabei gab es viele unterschiedliche Meinungen und Interessen. Einige Länder waren über die humanitäre Situation der syrischen Bevölkerung besorgt, andere über die Flüchtlingsströme in die Nachbarländer. Wir haben versucht, unsere Argumente überzeugend zu präsentieren und die anderen Gruppen für unsere Sichtweise zu gewinnen.
Nach der Lagebesprechung haben wir versucht, eine Resolution zu verabschieden, die Maßnahmen zur Beendigung der Krise vorschlägt. Dazu haben wir uns in kleinen Gruppen beraten und Kompromisse gesucht. Das war gar nicht so einfach, denn jede Gruppe wollte ihre eigenen Interessen wahren und die anderen beeinflussen. Außerdem mussten wir darauf achten, dass die Resolution von mindestens neun Gruppen unterstützt wird und kein ständiges Mitglied sein Veto einlegt.
Nach mehreren Stunden harter Verhandlungen haben wir es geschafft, eine Resolution zu formulieren, die von allen Gruppen akzeptiert wurde. Die Resolution sah humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung und eine internationale Kooperation gegen den IS vor. Wir haben die Resolution verlesen und eine Abstimmung gestartet, in der alle Gruppen mit „Ja“ gestimmt haben.
Wir haben viel über die Arbeit der Vereinten Nationen, die Rolle der verschiedenen Länder und die Herausforderungen der internationalen Politik gelernt. Wir haben erfahren, wie wichtig es ist, sich in andere hineinzuversetzen, zuzuhören, zu argumentieren, zu verhandeln und zu kooperieren. Wir haben auch gemerkt, wie schwierig es ist, einen Konsens zu erzielen, wenn es um komplexe und konfliktreiche Themen geht.
Abschließend möchten wir uns bei den Bundesjugendoffizieren und bei Herrn Snoussi bedanken, die uns diese Möglichkeit geboten haben. Das Planspiel war eine tolle Erfahrung, die uns viel Spaß gemacht hat!
Finn Heinbockel