Laut brüllende Jugendliche in einem Klassenraum während des Unterrichts: Eine unerwartete Szene in einer Schulstunde, ungewöhnlich auch für das GOA und trotzdem geplant. Die Schülerinnen und Schüler stehen als „Mauer“ inmitten des Raumes, während sechs ihrer Mitschüler versuchen, sich über diese lebende, lärmende Mauer hinweg auszutauschen. Ohne Vorgabe sollten die Schülerinnen und Schüler der 9d dabei nachempfinden, wie es sich anfühlt, wenn man für Kommunikation mit anderen Jugendlichen bestraft werden kann.
Genau dieses findet nämlich in Bosnien-Herzegowina an einigen Schulen statt. Diese Schulen nennen sich „2 Schulen unter einem Dach“, wobei die Schule durch eine echte Mauer getrennt ist und sich auf jeder Seite nur Menschen einer Ethnie aufhalten dürfen. Schulverweis für Schüler durch Kontaktaufnahme innerhalb der unterschiedlichen Ethnien inklusive. Am GOA war nur die Besprechung der Gefühle nach der Aufgabe inklusive. Für Jona fühlte es sich danach so an: „Man fühlt sich ausgegrenzt, nur weil man mit anderen gesprochen hat.“
Ganz ohne Belehrung, aber mit viel Engagement fand der Workshop der Jugendinitiative „Schüler helfen Leben“ Mitte Februar am GOA statt. Das Programm des Workshops war abwechslungsreich und anregend. Die Schülerinnen und Schüler arbeiteten intensiv als Klasse, in kleinen Gruppen und auch alleine zum Thema Rassismus. Am Ende kam es zu einem offenen Austausch über mögliche Gründe für Rassismus. Alice kam mit dem guten Gefühl aus dem Workshop, „dass man sowohl einen Eindruck in eine fremde Kultur bekommen hat als auch gleichzeitig die Chance hatte, sich frei eine Meinung über Rassismus, Fremdenhass und Ausgrenzung zu bilden. Ohne dass man belehrt wurde.“
In der heutigen Zeit sind soziales Engagement und gesellschaftliche Partizipation wichtige Bestandteile der Entwicklung von Jugendlichen. Aus diesem Grund nehmen alle 9. Klassen der Schule bereits zum zweiten Mal am Sozialen Tag teil. Bundesweit engagieren sich jedes Jahr über 70.000 Schülerinnen und Schüler am Sozialen Tag. Max empfand es als positiv, „dass das Thema und der Hintergrund des Sozialen Tages durch den vorgelagerten Workshop noch einmal verdeutlicht wurden.“ Nicht nur für ihn ist die Situation in Bosnien-Herzegowina so greifbarer geworden und hat einen Sinn bekommen: Einen Tag arbeiten zu gehen heißt gegen den Rassismus vorzugehen.
Die gemeinnützige Organisation „Schüler helfen Leben“ wurde 1992 als Reaktion auf den Jugoslawienkrieg von Schülerinnen und Schülern gegründet. Neben der Förderung von Jugend- und Bildungsprojekten in Südosteuropa werden seit 2013 auch Hilfsprojekte für syrische Geflüchtete in Jordanien gefördert. So unterstützten die Spenden des Sozialen Tages 2018 beispielsweise das Projekt „Ein Ort für alle – Gesellschaft vereint“, in dem Kinder und Jugendliche unabhängig von ihrer Herkunft die Möglichkeit haben sollen, in einem offenen Jugendzentrum in Jordanien ihr Leben aktiv mitzugestalten.
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