Nach einigen Erfahrungsberichten von anderen Schülern, die im Ausland waren, einem Infoabend am GOA und ein wenig Internetrecherche zum Thema Austausch und Auslandsaufenthalt, habe ich mich dazu entschieden, selbst eine Austauschschülerin zu werden. Es folgten ein Interview und ein Sprachtest bei der Organisation Ayusa Intrax und schon machte ich mich daran, eine Bewerbung für ein halbes Jahr in den USA vorzubereiten.
Es dauerte nicht allzu lange, da meldete sich eine Gastfamilie aus Saint Charles, Missouri, die Interesse daran hatte, mich aufzunehmen. Die Familie schien von Anfang an sehr freundlich und ich hatte schon bevor ich geflogen war, Kontakt zu meiner gleichaltrigen Gastschwester. Der Schein bestätigte sich sofort, als ich im Januar 2015 in Saint Louis, Missouri landete. Die Familie empfing mich herzlich und ich fühlte mich sehr schnell wohl.
Missouri selbst ist landschaftlich sehr interessant. Teilweise gibt es flaches Land, jedoch gibt es in anderen Teilen von Missouri durchaus auch hügelreiche Landschaften. St. Charles, der Ort in den ich gelebt habe, hat ca. 66.000 Einwohner und ist im Vergleich zu anderen Städten sehr bebaut, während andere landschaftlichmit vielen Feldern und Wiesen bestückt sind.
Der erste Schultag kam dann schon nach ein paar Tagen und ich war ein wenig nervös und gespannt auf die Reaktionen der anderen Mitschüler. Alles war viel einfacher, als ich es mir vorgestellt hatte. Mit der Hilfe meiner Gastschwester, Hannah konnte ich mich relativ schnell allein zurecht finden. Auch meine Mitschüler waren wirklich nett und interessiert.
Allgemein ist das amerikanische Schulsystem ganz anders als das Deutsche, denn der Schulsport steht im Vordergrund. Von etwas wie einem Klassenverband haben meine dortigen Mitschüler auch noch nie gehört. Die Schüler müssen individuell bestimmte Kurse in den vier Jahren High School belegen, wobei mich Kurse wie „Child Developement“ oder „Foods and Nutrition“ sehr überrascht haben.
Ich habe dann versucht mich möglichst schnell zu integrieren und bin daraufhin dem „Swim Team“ beigetreten, in dem auch meine Gastschwester Hannah war. In der nächsten Zeit ging es dann zunächst um Eingewöhnung und den Umgang mit einer neuen Sprache. Glücklicherweise fiel mir das sehr leicht und ich hatte keine Probleme mich mit anderen zu verständigen.
Nachdem die „Winter Season“ vorbei war, gab es eine ca. drei Wochen lange Pause in der kein Schüler einen Schulsport betrieben hat. Kurz darauf fing dann die „Spring Season“ an und ich bin, wieder gemeinsam mit meiner Gastschwester, dem „Track Team“, dem Leichtathletik Team der Schule, beigetreten. Es folgten fünf Mal die Woche Training und das für mindestens zwei Stunden. Die Zeit in diesem Team hat mir unheimlich Spaß gemacht und man hat besonders bei Wettkämpfen gegen andere Schulen großen Teamgeist und Zusammenhalt gespürt. Ich habe durch die Zeit in dem Team viele Freundschaften geschlossen und meiner Meinung nach auch Ehrgeiz dazu gewonnen.
Nach ca. dreieinhalb Monaten in Amerika gab es den großen Abschlussball, „Prom“, zu dem alle 11. und 12.-Klässler gehen durften. Dieser Ball war wirklich so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte und auch aus amerikanischen Jugendfilmen bereits kannte. Sehr viele Fotos, wunderschöne lange Kleider, Tanz und eine Menge Spaß.
Am 21. Mai war auch schon der letzte Schultag an meiner High School. Es war traurig mich von Lehrern und auch einigen Mitschülern zu verabschieden, aber ich werde sie immer in sehr guter Erinnerung behalten. Eine Woche später war dann die Graduation der sogenannten „Seniors“. Und auch das war wieder so, wie ich es erwartet hatte: lange Mäntel in den Farben der Schule und fliegende Hüte nach der Zeremonie.
In der Woche zwischen Schulende und dem Abschluss der 12.-Klässler, bin ich mit meiner Gastschwester Hannah nach Florida geflogen, um eine Freundin meiner Gastfamilie zu besuchen. Für mich war es sehr interessant, auch noch einen weiteren Staat der USA kennenzulernen, denn wir haben viele Ausflüge unternommen.
Nach der Graduation, fingen auch schon die letzten eineinhalb Wochen meines Aufenthaltes an. Sieben Tage davon verbrachte ich im „Camp Barnabas“. Das ist ein Camp im Süden Missouris, das für Kinder und Erwachsene mit Behinderungen gegründet wurde. In diesem Camp habe ich mich also um meinen Camper gekümmert und habe mit ihm und anderen Freiwilligen und Campern Spiele gespielt und andere Aktivitäten unternommen. Da meine Gastschwester sich für einen praktikumsähnlichen vier Wochen langen Aufenthalt entschieden hatte, musste ich mich unglücklicherweise schon in dem Camp von ihr verabschieden. Der Abschied fiel uns beiden schwer, da wir uns zu Schwestern entwickelt hatten.
In den letzten Tagen ging es nun ans Packen, Aufräumen und Verabschieden. Ich habe die letzten Tage genutzt um Zeit mit meinen Freunden und meiner Gastfamilie zu verbringen. Und so ein Abschied ist schwer, denn mir ist jeder einzelne von ihnen sehr ans Herz gewachsen.
Mein Auslandshalbjahr in Amerika war wirklich toll! Ich habe sehr viele Erfahrungen gesammelt, neue Freundschaften geschlossen und ein zu Hause am anderen Ende der Welt gefunden. Im Endeffekt hätte ich mir wirklich keinen besseren Aufenthalt vorstellen können.