An einem Sonntagmorgen, die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen, da traf sich eine Gruppe von 13 erwartungsvollen Schülern am Hamburger Hauptbahnhof. Nur einer fehlte noch: Und da kam er endlich, ganz gewagt, in Jeans und Pullover, sodass es nun in Begleitung von Dr. Björn Herber losgehen konnte.
Gegen Mittag erreichten wir Amsterdam, und nachdem die Hürde der Gepäckaufbewahrung mithilfe von Dr. Herbers Kreditkarte auch überwunden werden konnte, machten wir uns in zwei Gruppen auf, die Stadt zu erkunden. Ob nun gemütlich an den Grachten entlang oder auf dem Weg zum Anne-Frank-Haus, ein spezieller Geruch verfolgte jeden den ganzen Nachmittag. Nach gar nicht allzu langer Wartezeit gewannen wir einen Einblick in das Leben Anne Franks, das in dem historischen Versteck sehr eindrucksvoll dargestellt wurde.
Nachdem wir uns alle wieder zusammengefunden hatten, ging abends die Reise nach Enkhuizen weiter, wo schon im Hafen die Res Nova, inklusive Besatzung, auf uns wartete. Das Betreten des Schiffes im Dunkeln und das Heruntertragen der Koffer waren schon eine kleine Herausforderung und gaben uns einen Vorgeschmack auf das Leben an Bord. Unser Skipper Maarten und unsere Mart Sonja nahmen uns freundlich in Empfang. Nach dem Beziehen der Kajüten fanden wir nach dem anstrengenden Tag endlich ein wenig Schlaf, wobei die Kajüte der Jungs schon jetzt als stinkende Pumahöhle zu identifizieren war.
Am nächsten Morgen nahmen wir begeistert das gelieferte Essen in Empfang und konnten nach einer kurzen Einführung durch Maarten und Sonja die Segel setzen und unter strahlendem Sonnenschein in See stechen. Schon an diesem Tag überquerten wir das Ijsselmeer und erreichten nach der Schleuse die Nordsee. Abends, nachdem wir den Anker ausgeworfen hatten, saßen wir noch lange an Deck. Wir wollten uns schon gerade in unsere Schlafsäcke verkriechen, da verbreitete sich die Schreckensnachricht: Beide Toiletten hatten den Geist aufgegeben. Na toll! Würden wir uns nun etwa fortan über die Reling entleeren müssen? Diese Befürchtung ließ uns Maarten wecken, der es noch schaffte, in der Nacht eine Toilette zu reparieren, sodass wir recht beruhigt schlafen gehen konnten, einige sogar unter freiem Himmel an Deck.
Auf dem Weg nach Terschelling am nächsten Tag glückte Maarten auch die Reparatur der zweiten Toilette. Umso eifriger waren wir bemüht, den Schaden durch motiviertes Mitsegeln wieder gut zu machen; Xenia, Juliane und Leonie übernahmen sogar für einige Seemeilen das Ruder. Gab es keine Segelmanöver durchzuführen, verbrachten wir unsere Zeit mit Karten oder Gitarre spielen, Singen, Lesen oder mit waghalsigen Klettereien im Klüvernetz am Bug des Schiffes. Da drehte plötzlich Maarten seine Musik auf: Ein ironischer Song im Helge-Schneider-Stil mit dem Titel „Männer über vierzig“ schallte über das Meer. Diesen spielte stolz Dr. Herber als Gleichgesinntem vor. Selbiger wurde diesen Spitznamen nicht mehr los.
Bald hieß es dann: „Land in Sicht!“ und wir legten im Hafen der wunderschönen, urigen Nordseeinsel Terschelling an. Eine Überraschung gab es dann noch: Wir mussten über sieben andere Schiffe klettern, um an Land zu gelangen, wobei wir lustige Bekanntschaften mit dem „Duisburger Ghetto“ machten, wie unsere Nachbarn sich vorstellten.
Am segelfreien Mittwoch, der uns in der Planung überlassen wurde, genossen wir einen entspannten Urlaubstag bei einer Tandemtour und Baden in der Brandung. Ausgestattet mit neuen Vla-Vorräten, dem typisch holländischen Trinkpudding, traten wir am Donnerstag die Rückfahrt an. Bei gutem Wind erreichten wir schnell das Ijsselmeer, wo wir in einer einsamen Bucht erneut den Anker auswarfen. Das Highlight der Reise stand bevor: Badespaß samt Liane bei malerischem Sonnenuntergang. Selbst Dr. Herber schloss sich mit einem gekonnten Köpfer den Schwimmfreudigen an.
Ein letzter Abend, an dem wir sogar Sternschnuppen beobachten konnten und eine vom Großteil unserer Gruppe an Deck verbrachte Nacht, stellten einen würdigen Abschluss dieser unvergesslichen Fahrt dar. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Dr. Herber, ohne den diese Reise nicht möglich gewesen wäre.
Von Meret Kaspereit und Juliane Wüllenweber